Die Universal Tellerwäscher im Lagerhaus
DIE STERNE traten am Donnerstag im Lagerhaus auf und boten zwei Seiten der gleichen Medaille. Support gab es von ISOLATION BERLIN

Bremen. Es ist eigentlich unglaublich, dass man einer Band, die auf 25 Jahre-Jubiläums-Tour geht, erklären muss, wie sie ein Konzert aufziehen müssen. DIE STERNE haben viele Hits, sehr viele Hits. Dies bewiesen Frank Spilker und seine Mitstreiter bei dem Auftritt im Lagerhaus am Donnerstag. Allerdings verpassten die Musiker es anfangs, das Publikum vollständig mitzunehmen. Das lag vor allem daran, dass das Set sehr verfahren war, nach jedem Lied der neue Sampler „Machs Besser“ erwähnt wurde, auf dem andere Künstler die Songs der STERNE covern und dann das nächste Stück langatmig angekündigt wurde.
Der erste Teil des Sets bestand überwiegend aus Liedern der jüngeren Vergangenheit, sprich der zweiten Schaffenszeit. Das war eigentlich gar nicht schlimm, denn DIE STERNE konnten auch in den letzten Jahren noch verdammte Hits schreiben. Und das Bremer Publikum war sicherlich etwas nostalgisch, aber nicht all zu sehr. Zwar wurde das früh gespielte „Die Interessanten“ am meisten bejubelt, aber auch die restlichen Stücke erfuhren Akzeptanz. Stimmung kam trotzdem nicht auf, weil jedes Mal das Konzert wieder unterbrochen wurde. Besonders schade war dies bei den Stücken, die wohl als elektronisch beschrieben werden könnten, obwohl sie analog gespielt wurden. Eine andere Reihenfolge der Songs und ab und zu zwei, drei Lieder am Stück hätten dem Konzert zu diesem Zeitpunkt gut getan.
Nach etwa einer Stunde trat dann genau das ein. Die ganz großen Hits der Band reihten sich aneinander, vielleicht war es Einbildung, aber der Sound wirkte auf einmal dichter, die Nebelmaschine wurde angeschmissen, „Wahr ist, was wahr ist“, „Universal Tellerwäscher“ und „Ruiniert“ folgten Schlag auf Schlag und schlossen das Hauptset ab.
Als Zugabe gab es eine Rarität aus der Phase des ersten Albums, der Song „Wichtig“ vom gleichnamigen Album, der frühe Hit „Fick das System“ – mit der genialen und wohl auch oft überhörten Zeile „Keine Parolen, keine blöden, wie die, Fick das System“ – und schließlich wurde ausgelassen zu „24/7“ getanzt. Schließlich waren alle glücklich und die Band hatte das Ruder noch mal rumgerissen.
Zuvor spielten die Berliner ISOLATION BERLIN – die ebenfalls auf dem Sampler vertreten sind – ihre düstere Version von Indie-Rock. Man stelle sich vor, Rio Reiser sänge bei Joy Division. Das machten die Vier aber ganz gut. Hoffentlich finden die Musiker in der nähere Zukunft noch ihre eigene Stimme, so wie es DIE STERNE vor 25 Jahren auch taten und sich seitdem immer wieder neu erfanden.
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