Der Freitag beim Hurricane Festival: Green Day übertrifft alle Erwartungen

Beim zweieinhalbstündigen Auftritt der Headliner überschlagen und steigern sich die Ereignisse fast im Minutentakt. Unsere Erlebnisse des Tages im Zeitraffer.

Foto: Max Hartmann

Scheeßel. Das Debüt von Green Day auf den Eichenring war ein denkwürdiges. Vor einer schier riesigen Kulisse spielen die US-Amerikaner einen leidenschaftlichen und intensiven Auftritt. Früher am Tag gab es aber auch einige gute Bands zu sehen und viel zu entdecken. Das Wetter blieb dabei lange bewölkt und sogar leicht sonnig, erst am Abend beginnt es zu regnen.

14:15 Uhr: Das Gelände ist offen, auf der Green Stage wird der im letzten Jahr entstandene Hit „Am sichersten seid ihr im Auto“ mehrfach live gespielt. Außerdem wird von einer Geburt Ende März berichtet, die mit den Ereignissen im letzten Juni zusammenhängt… (mak)

15:15 Uhr: Erik Cohen (Red Stage): Den Namen habe ich noch nie gehört, aber einfach mal hin. Vor der noch überschaubar besuchten Bühne wird eingängiger Hardrock mit deutschen Texten inklusive einer  Coverversion von „Der goldene Reiter“ gespielt. (mak)

16:00 Uhr: Danko Jones (Green Stage): Die kanadische Rockband ist ein gern gesehener Gast beim Hurricane und spielt bereits zum sechsten Mal hier. Abwechslungsreiche, harte Gitarrenriffs treffen auf klaren Gesang, die Besucher feiern die Band mit Sprechchören. (mak)

17:00 Uhr: Gloria (White Stage): Das Zelt ist fast komplett gefüllt, die sechsköpfige Band um Klaas Heufer-Umlauf und Mark Tavassol gut gestellt. Im letzten Jahr wurde der Auftritt wegen einer Unwetterevakuierung in letzter Sekunde abgesagt, heute holen sie ihn nach. Die Band spielt Songs der beiden Alben und wirkt sehr befreit auf der Bühne. Ganz besonders merkt man dies beim letzten Song „Endlich kombinieren“. Klaas freut sich über die Besucher, „die ja freiwillig im Zelt sind, obwohl es draußen nicht regnet“. (mak)

17:55 Uhr: Boy (Blue Stage): Die beiden Mädels von Boy und ihre vierköpfige Band spielen ein Set, das gar nicht mal so leise ist, wie gedacht. Die Single „We were here“ ist der erste Song, es folgt fast eine Stunde gefühlvolle Musik mit freudiger Ausstrahlung und energischer Bühnenpräsenz. (mak)

19:15 Uhr: Milky Chance (Blue Stage): Milky Chance haben noch mehr bekannte Songs, als gedacht und scheinen mit ihrem neuen Album so etwas wie die deutsche Band der Stunde zu sein. Es ist packend voll vor der Blue Stage, vorne geht nichts mehr, hinten stehen die Besucher fast bis zum Riesenrad. Die Band aus Kassel, die auch international sehr erfolgreich ist, spielt Songs wie „Stolen Dance“, „Flashed Junk Mind“, „Cocoon“ oder die neue Single „Blossom“. Die Besucher singen mit, klatschen euphorisch und tanzen. Eines der besten Konzerte des Tages. (mak)

19:30 Uhr: Xavier Rudd (White Stage): Mit Xavier’s Reggae-Folk-Weltmusik wird das halb gefüllte Zelt so richtig gemütlich. „Sing for the ocean, sing for the trees, sing for the children, sing for Australia, …“, dazu im Publikum ein leichtes Mitwippen und viele staunende Gesichter, was der australische Multiinstrumentalist alles für Sounds mit seinem Didgeridoo hervorbringt. (mh)

20:45 Uhr: SDP (Blue Stage): Die Besucher feiern eine Stunde Party-Rap inklusive Adaption des Seeed-Songs „Augenbling“. Erwähnenswert sind aber nicht nur die beiden Energiebündel im Vordergrund, sondern auch die tolle Live-Band. Den Auftritt beim Hurricane nehmen sie zum Auslass, ein Live-Musikvideo zu drehen. (mak)

22:00 Uhr: Green Day (Green Stage): Green Day spielen eine absolut headlinerwürdige, zweieinhalbstündige Show mit unglaublich viel Publikumsinteraktion. Es ist extrem voll und niemand steht mehr still. Die US-Amerikaner spielen ein Best-Of mit klarem Schwerpunkt auf dem Album „American Idiot“. Sie holen Besucher auf die Bühne, die richtig freidrehen, Songtexte ins Mikro brüllen, zu allen Bandmitgliedern laufen um sich anschließend ins Publikum zu schmeißen und dort gefeiert zu werden. Es gibt unzählige Mitsingmomente, Green Day animieren immer wieder, spielen lange Soloparts und nutzen ihre Bekanntheit für ein klares Bekenntnis zur Vielfalt und Menschlichkeit. Sie setzen immer neue Impulse, überraschen mit langem Saxophonsolo und bauen in die Mitte des Sets ein Cover-Medley ein, u.a. mit gigantischem „Nanana“-Chor bei „Hey Jude“. Nach Knalleffekten und Flammenwerfern sind im Set mehrere Gänsehautmomente, wie bei „Boulevard of Broken Dreams“, das fast ausschließlich von den Besuchern gesungen wird. Als letzte Zugabe gibt es einen Solo-Part von Billie Joe mit Akustik-Gitarre, er spielt „Wake me Up When September Ends“ und „Time of your Life“. (mak)

22:00 Uhr: Green Day (Green Stage): Ich stehe weiter entfernt und leicht versetzt zur Bühnenachse, dennoch umgeben von Menschenmassen. Hier werden schon vor Stage-Time die guten American Idiot Songs angestimmt, man rangelt leicht um die beste Sicht auf die Bühne. Wer Glück hat, ergattert einen Platz auf den Schultern seiner Begleitung. Dann geht es los, Jubel, aber wo ist der Sound? Alles was hier hinten ankommt, klingt wie ein altes Radio mit Empfangsstörungen. Mitgesungen wird natürlich trotzdem. Nach einer halben Stunde bewege ich mich dennoch in Richtung Blue Stage. (mh)

22:40 Uhr: Clueso (Blue Stage): Neue Bühne, neues Glück. Hier passt der Sound und Clueso will mich direkt „ein Stück mitnehm’“. Das tut er auch. So bleibe ich hier, während man hier von Green Day höchstens noch das laute Knallen der Feuerwerke hört. Zu „Chicago“ gibt es ein Wiedersehen mit Klaas Heufer-Umlauf auf der Bühne. Und hey, dank kaputtem In-Ear-Monitor gab’s Clueso auch kurz im Freestyle, das hab ich nicht erwartet. Es folgten „Cello“ mit Trompetensolo und eine deutsche Coverversion von Springsteens „Fire“: Oho, es brennt wie Feuer! (mh)

00:00 Uhr: Green Day (Green Stage): Irgendwie will ich dem US-Pop-Punks dann doch noch eine Chance geben. Der Sound wurde für die hinteren Reihen zumindest irgendwie gerettet, aber viele Fans sind offenbar mittlerweile – ebenso wie ich zuvor – auf andere Bühnen ausgewichen. Zumindest habe ich nun „American Idiot“ endlich live gesehen und gefreut wie ein Teenager! (mh)

00:30 Uhr: Imagine Dragons (Blue Stage): Eine der bekanntesten Bands im Line-Up spielt als Late-Night-Act am Tag der Veröffentlichung ihres dritten Studioalbums „Evolve“. Sänger Dan Reynolds steht auf Socken auf der vom Regen rutschigen Bühne, springt gleich beim dritten Song in den Bühnengraben und singt „It´s Time“ bei den Besuchern. In der Mitte covern sie „Creep“ von Radiohead, deuten „Seven Nation Army“ an und spielen „Song 2“ von Blur komplett. Auch hier gibt es wieder viel mehr bekannte Songs als erwartet mit ausgiebigen Gitarren- und Schlagzeugsoloparts. (mak)


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