Burning Q Festival – der Freitag: Die Ruhe vor dem Sturm

Dieses Wochenende hat es mich in die Nähe von Osterholz-Scharmbeck zum diesjährigen Burning Q Festival verschlagen. Das kleine, aber feine Festival hat sich über die Jahre zu einem wahren Geheimtipp für Anhänger der härteren Gangart des Metal entwickelt. Da mussten wir natürlich dabei sein, um euch einen kleinen Einblick des Ganzen zu verschaffen.

Eines vorweg! Da wir uns hier meistens im Extreme-Metal und viel in dessen Untergrund bewegen, habe ich bei den meisten Bands Querverweise zu bekannteren Acts gezogen, um eine Einordnung und Anhaltspunkte zu liefern, mit welcher Soundfacette man es zu tun hat. Dennoch haben alle Acts eine eigene Note in ihrem Genre hinzugesteuert, auch maße ich mir hier nicht an, alle „Namedrops“ aufs kleinste Korrekt darzustellen. Dem gesagt, los geht’s!

Freißenbüttel. Das Festival haben dieses Jahr New World Depression aus Emsdetten auf der kleineren der beiden Bühnen eröffnet. Es ging also gut gelaunt zur Zeltbühne, auf der schon das Intro des der fünf Deathmetaller zu hören war. Als die Band mit Wucht zum ersten Ton ansetzen wollte, plötzliche Stille. Ein astreiner Stromausfall ließ die Band stumm und das Zelt im Dunkeln stehen. Nach ein paar Minuten waren dann wieder die ersten Töne über die PA zu hören, das Licht hatte sich aber für das ganze Set über verabschiedet. Leider sehr schade, da sich die Soundtechnik innerhalb des kurzen Opener-Sets noch mehrere Male verabschieden sollte und damit die Show immer wieder unterbrach. Dennoch nahm die Truppe diese Tatsache sehr gelassen und mit dem nötigen Galgenhumor und feuerten ihren leicht an Obituary erinnernden Deathmetal in die Menge. Dennoch haben die Jungs, trotz der wankenden Technik, Spaß gemacht und ich würde mich freuen, sie bei zukünftigen Shows in Gänze sehen zu können.

Weiter ging es nun zur ersten Band auf der Hauptbühne. Controversial aus Nienburg standen bereit und legten bereits los, als man noch auf halbem Weg von der Zeltbühne aus war. Die Band hatte schon beim Reload Festival letztes Jahr überzeugt, daher war ich gespannt wie der sehr moderne Deathmetal mit Core-Einflüssen hier ankommt. Die Jungs konnten auf jeden Fall überzeugen und die Mischung aus „Black Dahlia Murder“ und „Suicide Silence“ lockte immer mehr Zuschauer vor die Mainstage, sodass man zum Ende des Sets durch ein gut gefülltes Infield gegangen ist. Ich persönlich hätte die Band gerne auf einem höheren Slot gesehen. Diesen können die Fünf auf jeden Fall ausfüllen.

Nach einer kleinen Verschnaufpause und einem Mittagssnack ging es dann mit Smoulder und epischem Doom aus Kanada weiter. Das erste, was sofort ins Auge und Ohr sprang, waren die überwältigen Basslines. Melodiös, ausgefeilt und einfach nur auf den Punkt. Da könnte selbst Steve Harris bei einigen Passagen neidisch werden. Auch war die Leistung von Sängerin Sarah Ann bemerkenswert. Musikalisch würde ich die Truppe in Richtung „Blind Guardian“ mit einer Gesangsnote von „Doro Pesch“ einordnen. Auf jeden Fall haben die Epic-Doomer das doch relativ extreme Line-Up gleich zu Beginn an aufgelockert. Auch stieß die Band bei den Anwesenden auf meist positive Resonanzen. Es wurden imaginäre Schwerter geschwungen und Drachen erschlagen. Mich als heimlichen Manowar-Sympathisanten bekommt man damit aber auch schnell.

Anschließend ging es auf der Hauptbühne deutlich derber zur Sache, denn die Belgier von Schizophrenia waren als nächstes an der Reihe. Wie der Name des schon vermuten lässt (zweites Sepultura-Album), gab es derben Death-Trash auf die Ohren. Musikalisch waren die Belgier natürlich nah am namensgebenden Vorbild, mit einer Prise von Slayers „Show No Mercy“ – Ära. Räudig, blitzschnell und leicht rumpelnd ballerten sich die vier Antwerpener durch ihre 45 Minuten. Durchgängig herrschte Bewegung vor der Bühne, die Biere flogen ebenso wie die Matten der Anwesenden. Auf jeden Fall eine sehr gute Show und wem die Belgier noch kein Begriff sein sollten, eine klare Empfehlung ein Ohr zu riskieren.

Weiter ging es auf der Tentstage mit den Bielefeldern von Scalpture. Und was die Deather dort auf die viel zu warmen und stickigen Bretter geballert haben, war nicht ohne. Mit leichtem HM-2 Touch walzte die sich die Truppe durch das vollgepackte Zelt. Leichte Anleihen von Asphyx und Bolt Thrower waren dem Material zu entnehmen, dieses wurde mit einer überhängenden Kriegsthematik versehen. Zwar erfinden Sculpture das Rad nicht neu, aber dennoch wurde das Material mit viel Liebe zum Genre und enorm viel Energie rübergebracht. Das blieb auch bei den Anwesenden nicht unbemerkt, die die Bielefelder energisch abgefeiert haben.

Für mich stand nun die Entdeckung des Festivals auf der Tentstage. Terzij de Horde aus den Niederlanden waren am Start. Serviert wurde sehr bedrückender und mit Hass erfüllter Post-Blackmetal. Die Show war schon fast hypnotisierend und hatte in Stellen sehr viel Erinnerungen an die letzten Aufritte der „Church of Rha“. Fast durchgängig in rotes Licht getaucht, zogen die Niederländer knapp 45 Minuten ihren Stiefel durch. Auch waren kaum Unterbrechungen des Sets spürbar, es wirkte wie eine geballte Soundwand. Ich muss nicht betonen, dass direkt nach der Show eine Platte von Terzij de Horde in meine Sammlung gewandert ist.

Nun ging es an den Headliner des Tages. Mit Hellbutcher stand der Nachfolger der legendären Nifelheim auf den Brettern. Und falls bei jemandem jemals die Frage aufkam, wie viele Nieten man in ein zu enges Lederoutfit nageln kann. Hellbutcher liefert die Antwort. ALLE! Aber zurück zum Thema… Wie man es nicht anders erwartet hat, bollerte die Band räudigen Blackmetal mit einer Prise Thrash. Sich abwechselnd selbst und das Publikum feiernd, polterten die Schweden weiter und es wurde immer enger an der vorderen Bühnenabsperrung. Zu hören gab es fast ausschließlich aktuelles Material des Debüts. Den Abschluss der knapp eine Stunde langen Show bildete eine grandiose Coverversion von Venoms „Black Metal“, welche so laustark mitgegröhlt wurde, dass bei einigen am nächsten Tag noch stimmliche Blessuren festzustellen waren.

Alles in allem ein super Festivalstart, welcher sich am zweiten Tag noch steigern sollte. Aber dazu zu späterem Zeitpunkt mehr.

 


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