Brachialer Abriss mit Bombast
Parkway Drive mit Stick To Your Guns und Asking Alexandria im Bremer Pier2

Bremen. Flammenwerfer, Pyro-Effekte, bombastische Show-Elemente und ein sich um 360 Grad drehendes Schlagzeug. Was die australische Metalcore-Band Parkway Drive im Bremer Pier 2 auf die Bühne bringt, in welchem Show-Kontext diese Band auftritt und was sie abliefert, erinnern so gar nicht mehr an die früheren Jahren. Es ist die einzige Show in Norddeutschland, sie ist größer als bisher, voller und überladener. Der Anhängerschaft im fast ausverkauften Pier 2 gefällt es. Ein mega Feuerwerk-Abriss statt statt der verschwitzen, dunklen Clubshow.
All das ist noch egal, als die Musiker von Parkway Drive um Sänger Winston McCall zu Anfang auf der Bühne stehen. Die ersten Klänge des hymnisch startenden Songs „Wild Eyes“ vom Album „Atlas“ dröhnen aus den Boxen, das Publikum grölt die Melodie des Introchores mit, die Gitarren setzen ein, die Menschen recken die Fäuste zur Decke. Und ab geht die Reise. Die erste Eskalationsstufe ist erreicht. Ab dem dritten Song setzen die Flammenwerfer vorne und hinten an der Bühne ein, als würde es ohne sie nicht genügend Gründe geben, ins Schwitzen zu kommen. Moshpit, Circle Pit, Crowdsurfen – alles schön wild, aber stets gesittet.
Der Sound ist anfangs noch etwas gewaltig, dann immer besser, feiner und differenzierter. Auf kleinen Hebebühnen schweben die Musiker Luke Kilpatrick (E-Gitarre), Jeff Ling (E-Gitarre), Jia O’Connor (E-Bass) und Sänger McCall in die Höhe. Das Schlagzeug von Ben Gordon dreht sich samt Instrument in einer Gitterkonstruktion, Gordon spielt dabei tiefenentspannt ein Solo. Das erinnert stark an Slipknot-Drummer Joey Jordison. Viel Tamtam, der fast etwas ablenkt von einer echt starken Performance der Band.
Immer wieder zwischendurch wirkt der Auftritt fast wie eine Messe. Tätowierte Frauen, den Kaputzenpulli nur halb über den Kopf gezogen, und verschwitze Männer in Muskelshirts reißen die Arme in die Höhe, um der Band ihre Begeisterung zu verdeutlichen. Huldigungen mit Faust in der Luft. Lustige Anekdote am Rande: Einige Crowdsurfende Männer müssen ganz offensichtlich noch lernen, ihre Schürsenkel zu binden. Minutenlang sitzen sie neben der eskalierenden Masse und versuchen ihre Schuhe wieder für den Moshpit trittfest zu bekommen. Die Securitys hatten ihren Spaß.
Die Setliste für die „Unbreakable European Tour 2017“ von Parkway Drive kann sich durchaus sehen lassen. Leider fehlt mit „Home is for the Heartless“ der wohl bekannteste Song der Band. Dafür gibt es: „Wild Eyes“, „Carrion“ am Anfang, neue Songs wie „Vice Grip“ und „Destroyer“ oder eben „Sleepwalker“ und „Writings On The Wall“. Zwischendurch spielen die Herren die Coverversion des Rage Against The Machine-Songs „Bulls On Parade“.
Rückblickend erscheint es fast unglaublich, dass Parkway Drive am 26. Mai 2006 noch in der Tower Bar spielten. Der damalige Veranstalter Daniel kannte die Band so gut wie nicht und ließ sie um 23.30 Uhr auftreten. Rund 100 Leute nahmen dann die Bar auseinander. Die Musiker waren damals mit ziemlich wenig Kram angereist und übernachteten in einem Schlafwagen. Ähnlich war es auch am 12. März 2007 im Magazinkeller. Und heute: Rund 60 Personen begleiten die Band auf Tour, es wird in mehreren Nightlinern gefahren, die hinter dem Pier 2 neben LKW stehen. Man gönnt es der Band und freut sich über ihren Erfolg.
Den Support an dem Abend lieferten übrigens die Bands Stick To Your Guns und Asking Alexandria.
Alle Bilder zum Konzert gibt es hier.
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