Amüsantes Familientreffen im ausverkauften Lagerhaus

Am vergangenen Donnerstag traten Pohlmann und Lasse Matthiessen anlässlich der 12. Auflage von TV Noir im Bremer Viertel auf.

Foto: Jörg Kröger

Bremen.  Vorab fairerweise eine kleine Warnung an all die Leser, die nicht bei dem Konzert dabei gewesen sind. Es wird im folgenden Artikel Wortwitze regnen und Situationskomik hageln. Also dickes Sorry an alle da draußen, aber ihr habt echt etwas verpasst!

Doch fangen wir ganz von vorne an.  Nachdem um 20:00 Uhr die Türen des Lagerhauses in der Schildstraße geöffnet wurden und das bereits Schlange stehende Publikum rasch den teilweise bestuhlten Saal füllte, wurde pünktlich um 20:30 Uhr das Licht gedimmt und die Hintergrundmusik verstummte.  Ingo Pohlmann, der sympathische Nordrhein-Westfale mit den langen blonden Haaren betrat die adrett geschmückte Bühne des Saales. Es war mehr ein Wohnzimmer als eine Bühne, mit einer Art Bank versehen, einer Stehlampe aus Omas altem Wohnzimmer und einem gutbürgerlichen Aquarell in dickes Eichenholz gerahmt. Doch all das tat der Vorfreude auf den Abend kein Abbruch, man fühlte sich eher direkt „zuhause“. Freundlich und mit einem Lächeln auf den Lippen begrüßte Pohlmann nach erloschenem Beifall das Publikum.  Es sei das nun neunte Konzert aus der TV Noir #12-Reihe, so Pohlmann. Vor Bremen lagen Städte wie Leipzig, Köln oder München. Er startete den Abend nach kurzer Einleitung mit dem Song „Zwischen Heimweh und  Fernsucht“.  Natürlich akustisch – so wie es auf  Konzerten im Rahmen von TV Noir üblich ist. Aber warum genau dieser Song? Nun, er habe jüngst ein Kind bekommen bzw. seine Frau und nun hätte der Song für ihn eine ganze neue, andere Bedeutung. Diesem Lied folgten zwei weitere, sehr emotionale Songs. Doch alle trug Pohlmann mit voller Wonne, Energie und guter Laune vor. Er strahlte und übertrug die Freude zweifelsohne auf das Publikum. Nach heftigem Beifall legte er seine Gitarre nieder und begrüßte den zweiten Künstler des Abends: Lasse Matthiessen.

Man merkte förmlich das Knistern in der Luft. Die Zuschauer waren gespannt, da erhob sich ein großer dunkelhaariger Mann von der Bank und trat ans Mikrofon. Erwartungsvoll dachte man er sage ein paar Worte, doch dem war nicht so. Völlig unerwartet sang Lasse Matthiessen los. Ohne jegliche Begleitung. Mit einer enorm starken Stimme, die akustisch noch tausend Mal besser rübergekommen sein muss als mit Band oder gar auf einem seiner drei Alben. Er fühlte seine Musik, die im Gegensatz zu Pohlmanns englischsprachig war. Gekonnt wechselte er in seinen Liedern zwischen hell und dunkel, laut und leise, streng und gefühlvoll. Den Versuch seine Musik zu beschreiben, starte ich an dieser Stelle nicht, denn dafür ist sie einfach zu umfassend. Aber absolut hochwertig und mitreißend.

Doch genug der lobenden Worte. Nachdem der suspekte Däne ein paar Songs gespielt hatte, trat er erneut an das Mikrofon und bedankte sich bei dem Publikum. Er sei schüchtern, müssten wir wissen. Daher rede er nicht gern. Doch wir sollten noch eines besseren belehrt werden. Erneut stieg Pohlmann ein. Stets mit einer Anekdote vorab, startete er auch die zweite Runde mit einer, die darin mündete, dass „man sich selbst auch schön trinken könne“, so Pohlmann. Daraufhin gab er Songs wie „Fliegende Fische“, „Der Junge ist verliebt“ und „Wenn jetzt Sommer wär“ zum Besten. Auch, wenn er sich bei letzterem immer verhaspelte und lieber „…wenn jetzt Winter wär“ sang. Aber er versicherte uns: Unter der Dusche wäre er stets textsicher.

Bereits bei der zweiten Übergabe an Lasse Matthiessen war das Eis gebrochen, der große düstere Singer-Songwriter aus Dänemark war erstaunlich komisch. Er alberte rum und Pohlmann konterte clever. Die beiden schafften es zwischen ihren Liedern die Gäste Tränen lachen zu lassen. Was mit einer Interaktion auf der Bühne anfing, erweiterte sich schnell zu einem Miteinander von Künstlern und Publikum. Es war eine gelungene Kombination aus  Konzert und Comedy. Wobei alles sehr familiär und ehrlich war. Es war nicht gekünstelt, es war echt. Die beiden Sänger zeigten sich so wie sie waren.  Dabei erwähnten sie auch, dass sie seitdem sie gemeinsam auf Tour sind, das Gefühl hätten, sie kennen sich aus der Schulzeit, was sehr witzig sei, da Matthiessen doch Däne ist.

Man merkte, dass diese Zusammenarbeit die beiden sehr eng zusammengeschweißt hat und dass im Laufe der Tour eine enge Freundschaft entstanden ist. Nach knapp drei Stunden Spielzeit und zwei Zugaben war es vorbei, das Projekt TV Noir. Doch man bekam aus umliegenden Gesprächen beim Verlassen des Saales den Eindruck, dass  alle sehr zufrieden mit dem Konzert waren.

In diesem Sinne: „Das Leben muss genießt werden!“ (Lasse Matthiessen)

 


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