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Neue Künstler mit mehr als einer Message beim Reeperbahn Festival bestätigt

Foto:Dario Dumancic

Hamburg. Die erste Message überbringen die Jungs von Frittenbude, denen das business as usual zunehmend härter auf den Sack geht. Für die aktuelle Platte wurde das wütende Austeilen gegen die Ignoranz der Gesellschaft zwar nicht eingestellt, aber dem Titel entsprechend gibt es vor allem wärmeres Liedgut, das Electro-Punk mit Indie oder Hip-Hop verschmilzt und einen Blick zurück wirft – „Rote Sonne“ ist nämlich der Münchener Club, wo für das Trio alles begann.

Am Anfang steht Apache 207 gerade noch, knackt mit seinen genialen Videos aber jetzt schon nach wenigen Tagen die Millionen-View-Marke. Scheinbar aus dem Stegreif hat der Rap-Reformer einen völlig eigenen Style zwischen Hip-Hop, House-Hooks und R’n’B entworfen, an dem sich andere Jahrzehnte abgerackert hätten. Apache braucht nur „2 Minuten“ und schreibt jetzt schon am Masterplan für die Zukunft deutschen Sprechgesangs.

Dann wäre da noch Asa. Die nigerianisch-französische Singer-Songwriterin mit der Balsamstimme ist nach einer fünfjährigen Pause zurück und vor kurzem wieder mit der Single „The Beginning“ online in Erscheinung getreten. Ihr instrumentell ausgeklügelter Soul-Pop klingt atmosphärischer denn je und macht mit großer Aufbruchsstimmung Lust auf das neue Album.

Das dürfte auch bei Tamikrest bald anstehen, liegt „Kidal“ doch schon gute zwei Jahre zurück. Benannt nach ihrer Heimatregion im Nordosten Malis, war die Combo spätestens mit dieser Platte in aller Munde und gehört seither neben Tinariwen zum musikalischen Kulturerbe der Tuareg. Live mischen sie ihren Wüstenblues mit einer ganz eigenen Geistigkeit, die unmittelbar berührt.

Ließe sich wohl auch von dem panafrikanischen Stilmix Mokoombas behaupten. Die sechsköpfige Truppe aus Simbabwe kreuzt nicht nur Soukous mit Funk, Reggae und Pop auf superfluide Weise, sondern singt dabei auch in Englisch, Tonga, Nyanja, Ndebele und Shona mit einer Leidenschaft, die selbst in den fröhlichsten Momenten zu Tränen rührt – vor allem live.

Sugar MMFK zieht auf der Bühne eine völlig andere Show hoch und macht in seinem aggressiv-melodischen Straßenrap auch mal gerne Gebrauch von Klavier und ausgefallener Delivery. Trotzdem drücken die Beats des Bonners jede Endstufe zuverlässig aus dem Kofferraum und bieten im gleichen Flow verdammt bissige Sozialkritik ohne Angst vor Konfrontation.

Die ist bei HATARI noch nie da gewesen. Mit pumpenden Industrial-Beats, BDSM-Ästhetik und einem ausgeprägten Hang zum Transgressiven spalten die drei Isländer spätestens seit dem Auftritt beim Eurovision Song Contest die Gemüter – und werden im Netz für ihre preisgekrönten Performances gefeiert. Wer hätte gedacht, dass Kapitalismuskritik mal so von hiesigen Bühnen schallen würde?

Alle weiteren Bestätigungen im Überblick:

Lubomyr Melnyk, L’aupaire, BaBa ZuLa, Nathan Ball, Mathea, Gianni Mae, EASY LIFE, alyona alyona, Dennis Dies Das, Chef’Special, POMME, Drama, Tallies, MIN t, BLICK BASSY, BAZZOOKAS, The Entrepreneurs, CHARLOTTE, BEA1991, Sam Tompkins, Mae Muller, Onejiru, Marina Kaye, Monumental Men, Devarrow, Say Sue Me, William Prince, Joey Stylez, Midnight Shine, Gunner & Smith, Lingua Nada, Hello Delaware, Les Deuxluxes, The Bland, Penny Police, Evvol, Ed Prosek, The Flavians, Rýk, Blood Child, Salvia, Fräzer, Astral Swans, Zaki Ibrahim

Über Musikkultur nachdenken – und schreiben

Das machen alle Nominierten der Shortlist für den International Music Journalism Award tagtäglich. Rund 200 deutsche, englische und französische Einsendungen wurden von unserer Jury mit Augen wie Ohren begutachtet. Und Wow! Ob Audio-Beiträge, Texte, Videos oder Multimediales: Eine Fülle kreativer journalistischer Arbeiten war dabei, an der Musiknerds und Kulturinteressierte definitiv nicht vorbeilaufen sollten.

Was genau während der letzten 12 Monate im internationalen Musikjournalismus wieder auffiel, könnt ihr jetzt schon auf unserer Shortlist sehen.

Am 20. September folgt im Rahmen des Reeperbahn Festivals dann die Verleihung des Awards für die Kategorien The Year’s Best Work Of Music Journalism und The Best Music Journalist Of The Year 2019.

 

Radio Reeperbahn

Die Sendung Reeperbahn Festival Container hat die ersten Ausgaben bei ByteFM erfolgreich absolviert und geht genau wie der Podcast wöchentlich weiter. Ab sofort informieren der Veranstalter euch deshalb auch im Newsletter über kommende Ausgaben beider Formate.

In der jüngsten Ausgabe des Podcasts ging es vor allem um das Arts-Programm auf dem Heiligengeistfeld, das sich erneut in den ausgefallensten Farben und Formen präsentiert. Während letztes Jahr Grafiker-Legende Klaus Voormann mit samt seiner weltberühmten Cover-Artworks bei uns war, treten wir dieses Jahr in die vierte Dimension ein. Sound-Koryphäe Matthew Herbert, der u.a. schon mit Björk, Ennio Morricone und den Avalanches zusammengearbeitet hat, wird die interaktive Virtual-Reality-Installation „A Symphony Of Noise“ präsentieren. Autorin und Produzentin Michaela Pňačeková erzählt uns, was Besucher*innen von der Installation erwarten können. Mit Christina Schäfers, zuständig für das Arts-Programm, wurde außerdem im Vorfeld über einzelne Highlights gesprochen.


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