Ein Soundtrack des Lebens

Enno Bunger ist mit Band und seinem neuen Album „Der beste Verlierer“ im Kulturzentrum Schlachthof aufgetreten.

Enno Bunger & Band

Bremen. Kaum jemand in der deutschsprachigen Musikszene bietet einen so emotionalen Soundtrack für die Höhen und Tiefen des Lebens wie Enno Bunger. Seine Lieder werden auf Hochzeiten und auf Beerdigungen gespielt, seine sprachlich versierten Songtexte zwischen Pop, Poesie und Politik häufig zitiert. Aktuell ist der gebürtige Ostfriese ist mit seinem fünften und bisher erfolgreichsten Studioalbum „Der beste Verlierer“ endlich wieder auf Tour und hat am Sonntag im Bremer Schlachthof gespielt. Er reist ohne Vorband, da er selber ein ganz abwechslungsreiches, ausgiebiges Programm von über zwei Stunden mitgebracht hat. Neben ihm an Gesang, Gitarre und Klavier, besteht seine Band aus einem Gitarristen, einer Bassistin sowie seinem besten Freund Nils am Schlagzeug.

Das Konzert beginnt rockig mit der Single „Weltuntergang (Alles hört auf)“ vom aktuellen Album – einem romantisch-optimistischen Liebeslied in krisengeprägten Zeiten. Nicht minder temporeich ist das ebenfalls ausgekoppelte „Einfache Leute“, während Enno Bunger ganz in weiß gekleidet aus der zweiten Reihe singt und so nicht sich selbst als Solokünstler, sondern seine gesamte Band in den Mittelpunkt stellt. Das Publikum sieht sitzend oder stehend wie der Sänger seine Laserhandschuhe bei „Renn“ am Klavier gezielt und stimmungsvoll einsetzt. Ebenso haben die Besucher*innen einen Blick auf die kleine, sich drehende Discokugel mit einem Kuscheltier seines Pudels Emma darauf, der auch das Plattencover und einige Merch-Artikel ziert.

Die Stücke von Enno Bunger sind kritisch, bewegend und emotional. Die feinfühlig erzählten Geschichten rühren nicht selten zu Tränen oder Glücksmomenten. Zwischen den Songs zeigt sich der Sänger von seiner unterhaltsamen und äußerst humorvollen Seite. Dies wird deutlich in Ansagen – und insbesondere in Bremen, als der Werder-Fan mit dem Publikum die erste Strophe von „Lebenslang grün-weiß“ anstimmt und dies dem Veranstalter und bekanntlich glühenden HSV-Fan Olli Brock widmet.

Schnell wird es thematisch wieder ernst, denn mit „Wo bleiben die Beschwerden?“ folgt der ermutigende Aufruf, für Demokratie immer wieder auf die Straße zu gehen, nach dem klaren Weg „Widerlegen, Widersetzen, Widerstehen“. Ein fast zehn Jahre altes Stück, das bitter aktuell ins Mark trifft. Zum Song „Ich sehe was, was du nicht siehst“ gibt Enno Bunger ein klares Plädoyer für einen offenen Umgang mit mentaler Gesundheit ab – sich Probleme einzugestehen und Hilfe zu suchen sei ein Zeichen von Stärke.

Ergreifend ist der Song „Konfetti“, bei dem Gitarrist Felix Cello spielt. Der Song verarbeitet den Verlust eines engen Freundes und rührt viele Zuhörer*innen zu Tränen. In absoluter Stille setzt mit „Regen“ eines der bekanntesten Stücke von Enno Bunger ein. Mit seinem emotional-intellektuellen Indie-Pop ist der Ostfriese eine Stütze und eine Hilfe für viele Menschen, in deren Gesichter er auf seinen Konzerten persönlich blickt. Im Laufe der emotionalen Reise des Abends klärt er auch über den aktuellen Albumtitel auf. Die Absage zum Musikstudium sei die erste große Niederlage seines Lebens gewesen, über die Jahre ist er trotz Rückschlägen stark geblieben, beruflich Musiker geworden und mit „Der beste Verlierer“ sogar erstmals in die Top-10-Albumcharts eingestiegen.

Mit „Bunker“, einem Song über Freundschaft, und dem ganz ausgiebigen, elektronischen Finale von „Häuserzeilen“ endet der Abend zunächst. Nachdem Enno Bunger sich bei seiner Band und Crew und bei seinen Eltern im Publikum bedankt, hebt er seinen Schlagzeuger und besten Freund Nils hervor, der hauptberuflich Lehrer ist und in den Ferien mit ihm tourt. Für ihn ist der Song „Ponyhof“ entstanden, bevor der Abend mit „Neonlicht“ und „Ich möchte noch bleiben, die Nacht ist noch jung“ seinen Schlusspunkt findet.

Seht euch hier unsere Konzertfotos an:

 


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