Zwischen Kampfhund und Knalltüte
Rantanplan mit dem neuem Album "Licht und Schatten" in der Stadt: Konzert am 31. März im Tower Musikclub

Bremen. Die Hamburger Ska-Punk-Institution Rantanplan ist zurück. Am 13. Januar 2017 hat die Band ihr neues Album „Licht und Schatten“ (Drakkar / Soulfood) veröffentlicht. Passend dazu gab es auch ein neues Musikvideo zum Song „Zur Liebe Zu Fuß“ (siehe unten). Natürlich folgt auch eine ausgedehnte Tour: Am 31. März 2017 spielt die Band im Bremer Tower Musikclub.
Auf dem Album gibt es Songs zwischen Heißsporn und Abregung, Kampfhund und Knalltüte, Kaltschnäuzig- und Warmherzigkeit. In einem Sound, der von Produzentin Linda Gerdes im Hamburger Clouds Hill Studio wohltemperiert zurecht geknarzt wurde. Und doch: „Wir waren immer Underground und sind es auch geblieben“, sagt Torben im Pressetext, der die heutige Formation von Rantanplan – Fabian Vehreschild (Bass), Marlon Fertinger (Drums), Ulf Werner (Trompete), Gero Graas (Posaune) – als, wie er findet, „einfühlsamer Diktator mit Hang zur Gruppenarbeit“ lenkt.
21 Jahre Rantanplan. Dereinst gestartet als mächtig schiebendes Druckventil für die innere Wut junger Zwanziger. Drei Hamburger Freunde, damals Neues wagend: Ebenso dreschlustigen wie melodievernarrten Ska-Punk mit deutschen Texten auszustatten. Die Wut steht ihnen gut, Marcus Wiebusch, Reimer Bustorff und Torben Meissner verankern sich in der hiesigen Punk-Szene schnell als verdammt guter deutscher Konter auf die Mighty Mighty Bosstones. Und dort reift letzterer, nachdem die beiden Kumpels Richtung Kettcar abbiegen, mit Rantanplan zu einem Fixpunkt des Underground, auf den man sich stets verlassen kann und der bei allen Richtungs- und Personalwechseln, die mit den Jahren kamen, das Urvertrauen reiner Motive in sich trägt: Ehrlichkeit, Geradlinigkeit, überzeugte Kantigkeit. Und auch mal aufrichtiger Hass, wo es Not tut. Denn die Jahre mögen weiter ziehen, die Wut bleibt. Und mit ihr das innere Energiefeld, das Rantanplan auch nach zwei Jahrzehnten durch jeden Song und jede kunstvoll gesetzte, gern von (oft französischen) Existenzialisten inspirierte Textzeile treibt.
Verglichen mit früher, wo ihre politischen und gesellschaftlichen Statements häufig mit einer ordentlichen Portion Humor von Kalauer bis feiner Ironie gewürzt waren, dominiert heute oft ein nüchterner – wohl eher: ernüchterter – Realismus. Sänger Torben: „Die meisten Witze haben sich nach fünf Mal Hören verbraucht. Vieles fängt bei uns lustiger an, als es sich dann am Ende darstellt. Für dumme Witzchen ist der Kern des Ganzen oft auch zu ernst. Wir möchten lieber ein Album machen, das man fünf mal hören muss und das dann fünf Jahre bleibt, als was Grelles für den Moment, was nach fünf Durchläufen tot ist.“ Das betreffend, haben Rantanplan mit „Licht und Schatten“ voll ins Schwarze getroffen. Denn es zeigt, wie sehr selbst ein auf die vielbeschworene Jugend abonniertes Genre wie Ska reifen, wachsen und sich erden kann. Wie saugut ihm lustvolle Schwenks in Richtung klassischen Hard- oder launig polternden Noiserock stehen. Und zu welch aufrichtigen Hymnen des Menschlichen in all seiner gebrochenen Schizophrenie und Absurdität sie sich aufschwingen können, ohne dafür am ganz großen Rad drehen zu müssen.
Weitere Informationen:
http://www.rantanplan-sucks.de
http://www.facebook.com/rantanplanband
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