Warum es bei den Mad Monks knallen muss

Die Mad Monks im Interview zum neuen Album „El Loko Karacho“ - warum es Musik nicht für lau gibt, warum es auf dem neuen Album kracht und was die Corona-Pandemie mit ihnen gemacht hat

Mad Monks

Bremen. Die Bremer Skapunk-Band Mad Monks hat ein neues Album fertig. Der Titel: „El Loko Karacho“. Eigentlich sollte das Album schon früher erscheinen, nun kommt „El Loko Karacho“ gut drei Jahre später raus. Das alles soll im Rahmen eines Weihnachtskonzerts dem Publikum vorgestellt werden. Und zwar am Samstag, 17. Dezember von 18 Uhr bis 23:30 Uhr. Im Interview sprechen die Bandmitglieder Daniel Brinkmann (Gesang und Gitarre), Sven Krumme (Schlagzeug), Dennis Lackmann (Bass) sowie Matthias Strauch (Posaune) über das Album. Über was auch sonst. Sie erklären aber auch, warum es Musik nicht für lau gibt, warum es auf dem neuen Album kracht und es ordentlich Wumms aus den Lautsprechern gibt.

Was war los? Das Album „Boom“ ist von 2015. Warum hat es sieben Jahre gedauert, bis ihr eine neue Platte fertig habt?

Neue Songs gab es genug und die haben wir Live immer wieder einfließen lassen. Der Start der Aufnahmen für „El Loko Karacho“ begann ja schon Ende 2019 und als die Basis komplett im Kasten war, überrollte uns Corona. Dann blieb erstmal alles liegen. Da fehlten noch der komplette Background, die Chöre, die Posaune und das ganze Feintuning. Langsam gewöhnten wir uns schon an die Songs ohne den ganzen Rest und fanden es da schon ziemlich geil. Erst 2022 kamen wir aus dem Corona-Schlaf wieder in Schwung und dann gings ganz fix.

Von 2004 bis 2015 hattet ihr mehr Output. Werdet ihr alt oder lasst ihr euch einfach nur mehr Zeit für neue Songs?

Andersrum gesagt: damals waren wir noch jung und hatten mehr Zeit. Spätestens nach 2015 waren dann auch alle irgendwann im Familymodus und es blieb viel weniger Zeit für die Band. Songs gabs genug, aber die Zeit fürs Recording fehlte. Die Wochenenden waren für Live Gigs oft geblockt. Und nach Lasses Ausstieg (Trötenmönch) mussten wir uns auch erstmal als 4er Combo finden. Vor allem mit einem Bläser weniger. Das Album „Boom“ (2015) gehörte zu der Findung dazu. Angekündigt haben wir ein neues Album ja schon vor fünf Jahren (lach) und weitere Ankündigungen wurden dann mit der Zeit zu nem Running Gag. Die Mad Monks machen ein neues Album? Jaja (lach). Aber eigentlich hatten wir wegen des Zeitmangels einen anderen Plan: wir wollten unsere neuen Songs nur noch als Singles raushauen. Aber dann hatte sich einfach zu viel geiler Scheiß angesammelt und wir hatten nochmal richtig Bock auf ein richtig fett produziertes Album. Anders als die BOOM von 2015 – das Album haben wir ja komplett im Studio Live eingespielt. Wir lieben die „Boom“ und wollten das auch so, aber dieses Mal wollten wir es nochmal ordentlich knallen lassen. Es sollte an jeder Ecke und Kante krachen und das tut es. Anders als je zuvor, aber dennoch konnten wir uns treu bleiben. Das hat uns mega geflasht, da wir selber nicht mit diesem Ergebnis gerechnet haben.

Was hat die Corona-Pandemie mit euch gemacht? Ihr seid ja eine absolute Live-Band, ist es da nicht komisch, so lange nicht auf den Bühnenbretter zu stehen?

Das ist ein ambivalentes Ding. Corona war für einige von auch ein Moment der Ruhe, des Abschaltens und das tat einigen auch gut. Live Gigs wurden vor 2015 auch schon weniger, da das Familienleben mehr Priorität hatte. Da kamen die Lockdowns irgendwie passend. Nach und nach wurde es dann gruselig so lange nicht spielen zu können. Wir wollten wieder auf die Bühne und nix ging. Die ersten Auftritte nach Corona waren Lampenfieber pur. Das kannten wir nach hunderten Auftritten so gar nicht mehr. Aber das „es geht wieder los“ war auch ein mega Gefühl. Daher ist es uns auch so unglaublich wichtig, dass unsere Weihnachtstradition am 17.12. wieder aufleben kann. Das war für uns zwar immer ein unglaublicher Aufriss und Bangen darum, ob es klappt, aber auch immer ein großer, ganz besonderer und stimmungsvoller Moment im Jahr – der große Kracher und das Finale am Ende des Jahres, bei dem man nochmal ordentlich auf die Kacke hauen kann – wir und auch das Publikum. Diese Stimmung gab es nur im Schlachthof und die ist unvergleichlich.

Corona ist ja immer noch da. Würdet ihr trotzdem sagen: Geht mehr auf Konzerte?

Selbstverständlich. Aber das können wir so auch nicht so einfach sagen. Das muss jeder für sich entscheiden. Auch wenn alles irgendwie wieder „normal“ zu sein scheint, gibt es immer noch viele Menschen, die verunsichert sind und weiterhin Angst vor Corona haben. Auch bei uns. Das verstehen wir. Und auch wenn sich Corona nicht mehr so hart auszuwirken scheint, bleibt es ein Risiko für viele Menschen. Das kann man nicht auf die leichte Schulter nehmen. Aber gleichzeitig quietscht und kracht es in der Szene gerade an allen Ecken und Kanten. Ticketverkäufe sind unkalkulierbar geworden, auch für mittlere und große Bands. Alles kostet Geld und ohne Gäste keine Gigs. Eine seltsame Dynamik, die da durch das Coronachaos entstanden ist. Mal ganz abgesehen von den aktuellen Preissteigerungen. Gleichzeitig hatte die Pandemie ja auch deutlich gezeigt, wie sehr sich die Menschen nach dem kulturellen Leben sehnen und wie wichtig das ist. Alles hängt miteinander zusammen. Ohne Bühnen keine Bands und ohne Bands keine Bühnen. Wir mussten unsere Gage auch anpassen und können nicht mehr für kleines Geld ne vierköpfige Truppe durch die Gegend fahren und dann mit 400€ nach Hause gehen. Musik hat seinen Preis und ist für lau nicht machbar – auch das ist für uns ein Ergebnis aus der Pandemiezeit. Aber wir hoffen und glauben, dass sich das alles wieder zurechtschaukeln wird.

Inwieweit haben die Krisen – Corona, Ukraine oder Klimawandel – die Mad Monks allgemein und damit auch euer Schaffen beeinflusst?

Corona hat uns gleichzeitig zur Ruhe kommen lassen, aber auch unfreiwillig stark gebremst. Aus dem Modus rauszukommen war schwer. Kriege fanden wir schon vor Putins Amoklauf schrecklich und ökologisches Denken war immer schon bei jedem von uns stark verankert. Das sind alles Themen, die in unserem musikalischen Dampfkessel stark vertreten sind. Herzschmerz Songs sind da äußerst selten geworden. Aber wir brauchen auch immer eine große Portion Spass. Auf der EL LOKO KARACHO ist davon alles vertreten.

In Bremen geht musikalisch gerade einiges. Um nur ein paar Beispiele zu nennen: Mantar, Team Scheiße, Slime, Phantom Bay, Grillmaster Flash, Burnout Ostwest – sie alle haben Platten rausgebracht, die nicht nur in Bremen gehört werden. Es sind aber alles keine Bands, die sich ausschließlich in der Bremer Musikszene tummeln. Wie nehmt ihr gerade das wahr, was in Bremen musikalisch abgeht? Und wo ordnet ihr euch ein?

Wir verfolgen das jeder für sich ganz unterschiedlich intensiv. Mit manchen Bremer:innen waren wir musikalisch schon gemeinsam unterwegs, auch wenns lange her ist, und andere kennen wir nicht oder nicht sehr gut. Auf der einen Seite treffen sich Daniel und Matze eifrig mit Bremer Bands für ihren Podcast, und auf der anderen Seite kannte auch nicht jeder von uns Team Scheiße. Wir sind total geflasht davon, dass zB Team Scheiße wie ne Rakete durchs Land brettert oder das Slime ein unglaublich gutes neues Album rausgehauen hat – trotz neuem Sänger, was gar nicht so einfach ist. Bremen hat insgesamt eine ganze Menge zu bieten und es gibt noch viel, viel mehr Knüller als die aufgezählten Bands. Grundsätzlich ist ja auch die Frage, wo man hin will und wie viel man investieren will oder kann. Diese Fragen haben wir uns schon vor vielen Jahren gestellt. Authentizität, Eigenständigkeit, Unabhängigkeit, Spaß am Hobby, aber möglichst professionell. Das waren unsere Antworten. Wir sehen uns daher als eine kleine Band die auf der Bühne gerne alles gibt.

Inhaltlich hat euer Album immer wieder Ironie („Haferccino“, „Ein bisschen Soli“), es geht um Zusammenhalt, um Lebensfreude und Spaß. Es gibt aber auch Sozialkritik und Lokalkolorit („Wie eine Wand“). Wo wolltet ihr inhaltlich, also textlich eigentlich hin.

Wir schreiben unsere Songs nicht nach einem Muster. Jeder von uns hört unterschiedlichste Musikrichtungen mit den unterschiedlichsten Schwerpunkten. Wenn uns ne Idee anspringt, dann bauen wir da was draus, das uns allen gefällt. Daher wollen wir auch nirgends hin, außer dass uns gefällt, was wir machen. Das betrifft natürlich auch die Texte. Und vor allem Humor ist uns ganz wichtig. Bei uns wird immer viel und laut gelacht und das hat sich bisher zum Glück nicht geändert. Im Prinzip findet man in jedem Text ganz viel davon, auch wenn es manchmal härter oder kritischer wird.

Ich weiß, das war schon immer so. Aber warum sind manche Songs auf deutsch, andere wiederum auf englisch? Könnt ihr euch nicht entscheiden oder was?

Warum muss man sich für das eine oder Andere entscheiden? Wir hatten ja auch schon Spanisch dabei (lach). Da sind wir tatsächlich total offen. Aber, deutsche Texte zu schreiben fühlte sich für uns früher irgendwie auch immer etwas fremd an und dazu hatten da immer eine leicht ambivalente Einstellung. Das muss gut passen, sonst geht’s nicht. Das es für uns geht, haben wir dann spätestens bei unserer EP „5VOR12“ bemerkt und danach wurde das deutlich mehr. Grundsätzlich gilt bei uns aber: worauf haben wir gerade Bock und was klingt besser. Außerdem liegt das sicherlich auch an unserem Songwritingablauf und da kam Deutsch früher kaum vor oder wir haben es uns nicht wirklich getraut. Die Ideen für neue Songs kommen bei uns querbeet aus allen Richtungen und im Proberaum wird aus den Ideen aller dann ein Song. Deutsche Texte waren selten dabei. EL LOKO KARACHO eröffnen wir mit einem Song auf Deutsch und mehr als ein Drittel sind deutsche Songs. Das ist für uns schon ne kleine Ansage. Funfact dabei ist aber auch, dass manche Labels gerne Deutschsongs hätten, das hat sich gewandelt. Ansonsten sind die wenig interessiert. Das war allerdings nicht der ausschlaggebende Grund für uns mehr davon zu machen. Wir produzieren und veröffentlichen ja auch weiterhin D.I.Y.. Und ein neuer deutscher Song, den wir auch schon Live spielen, wird nach dem Album Release noch als Single erscheinen. Versprochen (lach).

Ganz einfach gefragt: Was ist anders als auf euren Platten zuvor?

Viel mehr Chorgesang und das Album ist fetter abgemischt als je zuvor. Nix überproduziertes und es sollte auch weiterhin nach Mad Monks klingen, aber wir wollten auch ordentlich Wumms aus den Lautsprechern haben. Es ist sowohl härter, als auch abwechslungsreicher und fetter – eine Abenteuerreise durch unsere Welt. Die Lokomotive „El Loko Karacho“ sollte seinem Namen alle Ehre machen und ordentlich Dampf ablassen. Vor allem beim Chorgesang hatte sich das beim Recording so gut entwickelt, dass wir uns irgendwann bremsen mussten. Ursprünglich sollte nur ein Song Chöre bekommen, aber die Zusammenarbeit mit dem Bremer Kneipenchor ist wegen Corona leider geplatzt und wir mussten selbst ran. Das gefiel uns so gut, dass das spätestens seit „El Loko Karacho“ wohl ein neues Stilelement bleiben wird.

Musikalisch besteht das neue Album ja nicht einfach nur Ska-Punk. Auch das war vorher schon so. Ich höre viele weitere Einflüsse wie Metal, Punk, Folk oder sogar Swing raus. Also, welche Musik hat eure Arbeit am meisten beeinflusst?

Da gäbe es verdammt viel zu zu sagen und diese Frage wurde uns eigentlich auch immer schon gestellt. Viele Stilrichtungen geistern bei uns herum, das war schon immer so. Jeder von uns hört die unterschiedlichsten Musikstile und da hat sich nicht geändert. Und wir lieben die Abwechslung. Bei uns kommt selten einer mit einem komplett fertig komponierten Song um die Ecke. Jeder Song ist das Ergebnis aus dem Stilbrei aller. Manche Songs haben sich von der Idee bis zum Ende komplett anders entwickelt, so lange, bis alle zufrieden sind. Und da kann alles passieren. Wenn es gemeinsame Nenner gibt, dann wären das Tanzbarkeit, Partyfeeling aber auch das große Gefühl und vor allem, das es knallt.

Weihnachtsspektakel & Releaseshow 2022
Schlachthof Kesselhalle
Samstag, 17. Dezember von 18 Uhr bis 23:30 Uhr
Support von Wisecräcker (Skapunk|Hannover) & Jinx (Skapunk|Bremen)
+ SPECIAL GUESTS & Weihnachtsschnickschnack

Mehr Infos hier

Vorverkaufsstellen:
KUKOON (Neustadt)
SCHLACHTHOF (Findorff)
BLACK PLASTIC (Viertel)
HOT SHOT Records (Innenstadt)
GO BÄNG (Innenstadt)


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