Kettcar, eine Liebeserklärung

Vergangenen Samstag spielten die selbsternannten Hamburger Politpunker im ausverkauften Schlachthof.

Kettcar (c) jk

Bremen. Wir sind in der Redaktion oft geteilter Meinung was Bands angeht, doch bei dieser einen Band sind wir uns ausnahmsweise mal einig. Die Rede ist von Kettcar und was nun folgt ist mehr eine Liebeserklärung an ihre Musik als ein objektiver Nachbericht.

Als Support hatte sich die Band die drei Kölner von Fortuna Ehrenfeld eingeladen. Der Sänger Martin Bechler betrat um 20:00 Uhr in Schlafanzug, Bärentatzen-Hausschuhen und mit einer Flasche Rotwein in der Hand die Bühne. Das Publikum echauffierte sich gerade mal über den Wein anstatt über sein Gewand – so ist Bremen.  Liebenswert kleinkariert, so wie der Schlafanzug. Musikalisch liegen Fortuna Ehrenfeld im deutschsprachigen Pop. Pop für Erwachsene – so kann man es zumindest auf der Seite ihres Labels Grand Hotel van Cleef nachlesen, wo wir auch schon bei der Verbindung beider Bands wären. Sowohl Kettcar, als auch Fortuna Ehrenfeld sind beide lange Jahre bei dem Hamburger Label unter Vertrag. Erst im vergangenen August brachte Bechler sein neues Album „Hey Sexy“ raus, mit dem er im März auch nochmal solo zurück nach Bremen kommt (16. März im Tower Musikclub, Tickets: https://www.tower-bremen.de/ticket/). Nach guten 30 Minuten Set verließ er unter Applaus die Bühne. Den Bremern hat es gefallen, uns auch.

Es wird 21:00 Uhr. Die fünf Videoleinwände hinter der Bühne leuchten auf. Der Saal verdunkelt sich, die Musik geht aus. Der Name dieser Band ist Kettcar. Was folgt ist eine fast zweistündige Ode ans Leben, in der sich Kettcar mit Themen wie Fußball, Liebe, Flüchtlingen und Rassismus auseinandersetzen. Im Vordergrund steht klar ihr neuestes Werk „Ich vs. Wir“, welches vergangenes Jahr am 13. Oktober das Licht der Plattenwelt erblickte. Songs wie „Wagenburg“, „Sommer ‘89“ oder „Trostbrücke Süd“ führen ebenso durch den Abend wie allseits beliebte, ältere Songs der Band. Mit dabei sind „Graceland“, „Balu“ oder „Money left to burn“. Während der ersten Hälfte wird mitgesungen, getanzt, geträumt. Die Kesselhalle des Schlachthofes ist ausverkauft, da heißt es eng zusammenrücken, damit jeder seinen Platz findet. Halb Bremen will Kettcar sehen. Nicht umsonst erwähnt Sänger Marcus Wiebusch, dass Bremen das erste Konzert der Tour war, welches ausverkauft war. Deswegen wurde relativ schnell ein Zusatzkonzert verkündet, das am 24. März stattfindet.

Um 22:15 Uhr verlassen die Redaktionslieblinge das erste Mal die Bühne. Natürlich kommen sie wieder. Bremen, alte Hanse. Man merkt, die Band hat Bezug zu Bremen. Zu Olli Brock, seines Zeichens Veranstalter dieses Abends und der Mann, der Kettcar zum 20. Tower-Geburtstag exklusiv nach Bremen geholt hat. Wer dabei war, weiß wovon wir sprechen. Eine Band wie Kettcar in einem so exklusiven Rahmen zu sehen, in dem auch viele freundschaftliche Worte gewechselt wurden, ist in den Herzen der Zuschauer von vor zwei Jahren geblieben. Wir selbst waren damals dabei, haben eins der limitierten Tickets ergattert. Manchmal lohnt sich frühes Aufstehen eben doch.

Zurück zu Samstag. Kettcar startet in die erste Zugabe – Landungsbrücken raus. Das Publikum jubelt. Während bei einigen Konzerten eher die alten „Hits“ mancher Bands gefeiert werden, erkennt man an diesem Abend keinen großen Unterschied. Kettcar hat mit seinem neuen Album Anschluss gefunden. Nach einer weiteren halben Stunde gibt es eine letzte Zugabe „Den Revolver entsichern“. Kettcar ist eine Band, die nicht die große Show braucht, sich nicht an dem Applaus und Jubel der Fans ergötzt, wie manche andere Künstler. Von daher gibt es ein kurzes „Dankschön“ und dann verschwindet die Band von der Bühne in die Bremer Samstagnacht.

 

SETLISTE

Trostbrücke Süd
Balkon gegenüber
Graceland
Money Left to Burn
Sommer ’89 (Er schnitt Löcher in den Zaun)
Wagenburg
Rettung
48 Stunden
Balu
Benzin und Kartoffelchips
Tränengas im High-End-Leben
Kein Außen mehr
Im Taxi weinen
Mannschaftsaufstellung
Ankunftshalle
Deiche
Auf den billigen Plätzen
Der Tag wird kommen
Ich danke der Academy
Landungsbrücken raus
Den Revolver entsichern

 


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