Not On Tour! Heute: Mobina Galore

Musiker*innen haben aufgrund des Verbotes von Großveranstaltungen buchstäblich keine Bühne. Hier schreiben sie, wie sie damit umgehen. Heute berichten Mobina Galore von Hauskäufen, Depressionen und möglichen Soloalben.

Not on tour - @pfa

Das Leben von Mobina Galore durchlief während der Pandemie verschiedene Phasen. Es begann mit Absagen von Touren und führte schließlich zu einem Hauskauf. Nichts davon war für das Jahr 2020 geplant. Als in Italien die Ausgangssperre erlassen wurde, war das für uns in Kanada ein Weckruf, besonders für die Provinz Manitoba, in der wir leben. Sofort wurde das gesellschaftliche Leben hier runtergefahren und wir haben seitdem nur 300 Fälle zu verzeichnen und sogar ein paar Tage ohne Neuinfizierte gehabt.

Anfangs musste ich mit einer Depression fertig werden, alles, woran ich denken konnte, war: „Wie lange müssen wir so leben?“, aber nun, vier Monate später, mit einer langsamen Öffnung des gesellschaftlichen Lebens, fühlt sich die neue Normalität mittlerweile so an, wie es ist – normal. Und das kommt von uns beiden, die 90% ihrer Zeit miteinander verbringen, wie geht es dann erst Menschen, deren komplettes Leben entwurzelt wurde?

Die ersten paar Wochen des Lockdowns waren mit Livestreams vollgepackt, um Spenden für Festivals wie das Booze Cruise oder Konzertveranstalter wie Young Forever Shows zu sammeln. Außerdem haben wir noch unsere eigene wöchentliche Livestream-Serie „Happy Any Hour“, die auf Youtube weiterhin bereitsteht. Darüberhinaus veröffentlichten wir eine Dokumentation zur Entstehung unseres letzten Albums „Don’t Worry“ mit dem Titel „I’m a Mess“ und ich habe wieder angefangen, auf meiner Akustikgitarre zu spielen.

Mit nichts zu tun, außer zusehen zu müssen, wie eine Show nach der anderen abgesagt wurde, fing ich an, mich zuhause wohlzufühlen und bereits bestehende Songs zu überarbeiten. Ich fing sogar endlich  an, Lieder für mein neues „Solo“ Projekt zu schreiben, was ich schon lange in Angriff nehmen wollte. Das steckt noch in den Kinderschuhen und vielleicht wird da ja auch gar nichts draus. Ich habe eine Menge Kram für ein eigenes Heimstudio gekauft und glücklicherweise sind wir, mit der Unterstützung der kanadische Regierung, für ein kanadisches Hilfsprogramm zugelassen, das wir (Arme, wie Reiche) in den nächsten Jahren durch höhere Steuern zurückzahlen müssen. Wie auch immer, jetzt gerade hilft es uns.

Wie schon eingangs erwähnt, haben wir uns ein neues Haus gekauft und unser altes verkauft, was glücklicherweise schnell und unkompliziert über die Bühne ging, was uns genügend Ablenkung gab, vor allem, was da draußen vor sich geht. Wir haben uns jetzt fast fertig eingerichtet und können uns von dem ganzen Spaß, der ein Sommer normalerweise zu bieten hat, ablenken.

Ich finde, es ist am besten, weiter positiv zu bleiben, und ich habe mein anfängliches Denken geändert, um nicht depressiv zu werden, wie am Anfang der Krise. Zum Glück haben wir in Winnipeg gerade nur acht Infizierte und befinden uns in der Provinz mittlerweile in der dritten Phase der Öffnung. Ich kann wieder rausgehen und Slow-Pitch oder Golf mit meinen Freunden spielen und mit Leuten in der Sonne abhängen und den einen oder anderen Drink zu mir nehmen. Ich versuche nicht, an halb gebuchte Touren zu denken, werde mir die Ankündigungen nicht ansehen und stattdessen versuchen nur an Sachen zu denken, die mir Freude machen.

Wir werden weiterhin Livestreams machen, aber sehnen das erste echte Konzert nach dieser Zeit herbei, welches wir hier in Winnipeg spielen werden, wann auch immer das sein mag! Ich hoffe, die Leute waschen sich weiterhin ihre verdammten Hände (und Telefone), halten Abstand und hoffentlich gibt es bald einen Impfstoff.


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