Pascow diente im Lagerhaus der Party

Pascow unterstreicht ihren Ruf eine der besten Punkbands des Landes zu sein. Mittwoch trat der Vierer im Lagerhaus auf

Pascow im Lagerhaus. Foto: pfa

An Punkrock mochte ich immer, neben der Haltung und bestimmte Werte – aber die gehen ja sogar im Punk immer mehr vor die Hunde, anders lässt sich beispielsweise der massive Gebrauch neuster Smartphone Modelle aus asiatischer Produktion im Foyer und während des Konzertes (der Schreiber nimmt sich an dieser Stelle nicht aus) nicht erklären – die rohe und unbändige Energie. Es gibt mittlerweile sogar Fotobände aus dem CBGBs und so weiter, mit schönen schwarz/weiß Bildern aus den Anfangstagen des Hardcore. Dreckige Chucks, zerrissene Jeans, nackte, meistens männliche, Oberkörper und ein verknotetes Knäuel aus Menschen, mit gereckten Fäusten zur Bühne hin. So ähnlich sah es gestern im Kulturzentrum Lagerhaus („Seid froh solche Orte zu haben“, hieß es zwischen zwei Songs vom Sänger – recht hat er!) bei Pascow aus. Neben Turbostaat schaffte es wohl keine deutschsprachige Punkband auf und vor allem vor der Bühne, so eine starke Energie zu erzeugen. Bereits beim Eröffnungsriff des ersten Stückes des Abends rastete das Publikum schier aus, sprang in die Luft, schubste sich nach vorne, wo die erste Reihe sich an den Monitorboxen abstützte und wie eine Welle, sich wieder nach hinten zu drücken. Einen Vorlauf brauchte weder die Band noch das Publikum.

Im Gegensatz zu Not Scientist, die ihren College Rock / Emocore Gemisch anfangs zwar bemüht, aber doch freudlos vortrugen. Da half das Rumgespringe und Posen nichts, wenn die Augen glanzlos und die Mimik versteinert bleiben, wirkt das Geschehen schauspielhaft. Die Ansätze in den Songs waren definitiv gut, sie imitierten perfekt einen längst vergessen geglaubten Sound, ohne die letzte Konsequenz, den letzten Mut und das letzte bisschen Ideenreichtum rauszuholen. Somit bleibt eine weitere Supportband, auf dem Höhepunkt ihrer Karriere, von der man wohl nie wieder etwas hören wird.

Pascow hingegen haben sich in den letzten Jahren von einer schramliegen Deutschpunkband zu einer der intelligentesten Punkbands des Landes entwickelt. Ich bin mir sicher, in zehn Jahren werden in Bremen Bands entstehen, die sich auf dieses Konzert als Initialzündung beziehen werden, als Pascows rohe Energie die zukünftigen Musiker in ihren Bann zogen, sodass sie dieser Bands nacheifern wollten. Es gibt sicherlich schlechtere Vorbilder.

Kaum eine Punkband bewies bisher solch einen langen Atem, erspielte sich über die Jahre einen Ruf als grandiose Liveband, und erfüllt die Erwartungen ohne Probleme. Das neue Album Jade ist über Rookie Records (wieder so etwas Sympathisches) erschienen und legte den Grundstein des Sets, mit weiteren Stücken des letzten Albums Diene der Party und Ausflügen in die Bandhistorie.

So sollte, so muss Punkrock sein und bleiben und jede Band sollte sich an der Livequalität von Pascow ein Beispiel nehmen.


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