Liebe, Drama, Trennungsschmerz: Teesy im Schlachthof

Am vergangenen Samstag spielte der gebürtige Berliner zusammen mit Support LOT in der Bremer Kesselhalle.

Laura Weber

Bremen. Das übliche Prozedere. Kurz in die Tasche geguckt, Ticket eingerissen, Stempel aufgedrückt. Soweit der übliche Beginn eines jeden Konzertes in Bremen, Hamburg oder sonst wo. Wer den Schlachthof kennt, weiß, dass man direkt nach diesem Ablauf an einer verlockend, gut gefüllten Theke vorbeikommt und sich eben noch fix ein Bier mitnimmt. Liegt schließlich auf dem Weg. Vorbei an selig wartenden Teenies, die sich die Plätze vor der Bühne gesichert haben, um ihr Idol Teesy anzuhimmeln. Teesy, gebürtig Toni Mudrack, ist gerade einmal 26 Jahre alt und trifft mit seinem lässigen Auftreten und seinen emotionalen Songs in die verliebten Herzen der Mädchen. Da ist es nicht weit zum Mädchenschwarm.

Doch zurück zum Thema: Gerade noch so ergattert man kurz vor knapp einen Platz in den oberen Rängen, sitzend hinter dem Mischpult. Herrliche Sicht und keine Gefahr laufend kreischende und schmachtende Teenie-Mädchen um sich herum zu paaren. Wenn man sich dann doch aus Interesse umguckt (der geneigte Redakteur möchte schließlich immer brav einfangen, wie das Publikum so aufgestellt ist), fühlt man sich direkt wie im Kino. Aber wieso? Überall raschelt und knistert es, ganz ohne Popcorn und Nachos. Auffallend viele Besucher scheinen vorher das Abendessen vergessen zu haben und auf die Snackbar rund um Schoko-Riegel und Chips des Schlachthofs zurückzugreifen.

Immerhin verhält es sich hier anders als im Kino: Pünktlich bei Betreten der Bühne, verstummen die Plastikgeräusche. Der Support LOT betritt unter großem, ungewohntem Applaus die Bühne. Ungewohnt, weil die Fans von Teesy den Herren allem Anschein nach kennen. LOT, der eigentlich Lothar Robert Hansen heißt und in seinem Künstlerkürzel einfach seinen Vornamen versteckt, macht soliden deutschen Pop. Er sing ebenfalls über gescheiterte Liebe, aber auch über andere sozialkritische Themen. So hat er einen Song namens „Wo komm ich her?“ geschrieben, der sich um die Themen Flüchtlinge und Herkunft dreht. Sollte es doch egal sein, welchen Ursprungs man ist und jeder so akzeptiert werden wie er ist. Recht hat er. Seine Texte sind im Gegensatz zu Teesy’s reifer und erwachsener. Verstehen viele Musiker den Begriff Pop als etwas Negatives, bietet LOT ein gutes Beispiel, dass nicht immer weichgespülte Texte vor rosa-rotem Hintergrund sein muss. Er spielt insgesamt ein 30minütiges Set mit Songs wie „Du führst Krieg“ oder „Zwei Zimmer, Küche, Bad“, den die Fans gekonnt mitsingen können und verweist gleichzeitig auf den anstehenden Album-Release am 7. April dieses Jahres. Mit seinem neuen Album „Der Plan ist übers Meer“ komme er in die Nähe. Gemeint hat er damit wohl den Auftritt in der Hamburger Prinzenbar am 6. Oktober. Bislang steht noch kein Termin für Bremen fest.

Nach einer kurzen Pause kommt auch schon Teesy auf die Bühne. Band wie Sänger gefeiert vom Publikum. Die Mädchen in den vorderen Reihen kreischen, schallt es vom Oberrang später sogar „Teesy, ich liebe dich!“.

Er spielt in seinem 90minütigen Programm der „Wünsch dir was“-Tour mal souligere Stücke und mal Lieder, die mehr dem deutschen Rap geschuldet sind. Mit dabei sind u.a. „FC Fernweh“, „Blind“, „Glücksrezepte“ oder „Nie mehr“. Doch egal welches Stück aus Teesy’s Repertoire gespielt wird, der Text sitzt. Teesy selbst ist gut gelaunt, legt Wert auf die Interaktion mit dem Publikum und schwelgt in Erinnerungen. So mutmaßt er, dass es ungefähr zwei Jahre her sein muss, dass er das letzte Mal in Bremen gewesen sei. Es müsse sogar ebenfalls der Schlachthof gewesen sein, das darauffolgende zustimmende Kreischen des Publikums gibt ihm Recht. In der Mitte des Konzertes wird es etwas ruhiger, die Band verabschiedet sich von der Bühne und lässt den Sänger mit seinem Gitarristen allein auf der Bühne zurück. Der Song „Ein Fuß nach dem anderen“ wird angestimmt, darauf folgt ein weiterer Song ohne große Band, dafür aber mit Gast-Auftritt von Mag Wolfskin, mit dem er im letzten Sommer im VW-Bulli an der Südküste Frankreichs im Urlaub war. Aus der gemeinsamen Zeit entstand der Song „VW Bus“, den die beiden performten. Darauf folgt wieder in voller Besetzung wohl einer der bekanntesten Songs von Teesy: „Elisabeth“. Voller Elan geht es weiter mit „Generation Maybe“ aus dem ersten Teesy Album „Glücksrezepte“. Gekonntes Switchen zwischen Rap und Soul, der blitzschnelle Wechsel gelingt und begeistert das Publikum. Genau diese Mischung hat auch die Tour überwiegend ausverkauft sein lassen.


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