Jersey-Sound aus Holland – Tim Vantol im Tower

Von der bindende Kraft der Musik mit der Tim Vantol Band konnte sich Bremen am Mittwoch überzeugen.

Bremen. Tim Vantol ist immer wieder für eine Überraschung gut. Nicht nur kommt er zu der eingespielten Musik von Wonderful World auf die Bühne, fast bei jedem Konzert arrangiert der Musiker seine alten Lieder um, sodass sie fast wie neue Songs klingen oder, wie in diesem Fall, zum Klangbild der neuen Lieder passt. Und die gab es endlich zu hören. Im Set befanden sich gut eine Handvoll neue Stücke, die auf dem bald erscheinenden dritten Album zu finden sein werden.

Letzte Woche veröffentlichte Tim bereits eine Single mit zwei neuen Stücken, welche beide auch an recht prominenten Stellen im Set gespielt wurden. Es ist auffallend, dass die neuen Lieder einen wesentlich kompakteren und volleren Sound haben. Tims Stimme und die akustische Gitarre rücken auf den Aufnahmen und bei dem Auftritt, zugunsten des Gesamtsounds, in den Hintergrund. Die Musik wirkt erwachsener. Verkürzt heißt das, weniger Punkspirit, mehr (Heartland-)Rock. Besonders die Stücke „Burning Desire“, „Till the end“ und „Restless“ stechen hervor und lassen Vorfreude auf das Album aufkommen.

Live bilden Tim, Bassist Justin und Gitarrist Adrian so etwas wie ein Countrygerüst für die alten und neuen Lieder. Doch sobald Multiinstrumentalist Focko hinzukommt, verändert sich die Musik augenblicklich. Spielt er Gitarre geht es in Richtung Punkrock, steht er hinter der Orgel entsteht ein warmer Rocksound.   Seine ganz große Kraft erreicht Vantols Musik, wenn die Band innehält und das Publikum den Gesangsteil übernimmt, was an diesem Abend öfter der Fall war. („Nothing“, „Wagon wheel“) Besondres bei Rockmusik mit Folk- und Countryelementen, wie Tim Vantol sie spielt, funktioniert diese Form der Teilhabe sehr gut. Es entsteht eine Interaktion zwischen Künstler auf der Bühne und Publikum im Saal. Die Grenzen sind fließend und darum sollte es bei Musik immer gehen. Dazu passt auch Tims Ansage und textliche Umdeutung seines Hits „If we go down“, in dem aufgefordert wird, Platz in der eigenen Gesellschaft zu machen, für Menschen denen es weniger gut geht.

Zum Schluss verlässt die Band die Bühne, Tim stöpselt seine Gitarre aus und springt ins Publikum. Kurz sah alles nach Ende aus, aber nein. Mit unverstärkter Stimme und Gitarre gibt Vantol, von einem Publikumskreis umgeben eine zarte Version von „Wonderful World“ zum Besten, bevor mit „Bitter Morning Taste“, einer Ballade die vom Vermissen handelt, wirklich Schluss ist.

Zuvor spielten die befreundeten „Call it off“ als Duo auf und bespaßten das anfangs etwas unterkühlte Bremer Publikum. Doch spätestens mit dem Matthias Reim Rip-Off „Bremen, ich lieb dich“, schmolz das Eis Zusehens und so vergingen die 30 Minuten recht schnell. 

Ein rundum schöner Abend, mit Musikern, denen es Spaß macht auf der Bühne zu stehen und die Gäste teilhaben lassen.


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