Hi Spencer – Nicht raus, aber weiter, Uncle M 2019

Die Band aus Osnabrück legt mit "Nicht raus, aber weiter" ihr zweites Album vor. Wir präsentieren das Konzert im Kulturzentrum Lagerhaus.

Uncle M

Zunächst einmal: Eine wahnsinnige Produktion, druckvoll, laut, nach vorne. Das hat Klasse, internationale Klasse! Das kommt nicht allzu oft vor, erinnert in manchen Momenten gar an die großen Popplatten der 80er Jahre, die ähnlich glatt, sauber und direkt produziert waren. Das soll nichts Negatives sein, sondern ist als Kompliment gedacht, gerade diese gewisse Glattheit passt zu HI SPENCERS Musik und bringt sie vollständig zur Geltung. Eine „dreckige“ Punkproduktion hätte diese Lieder bloß schlechter gemacht. Nun klingt „Nicht raus, aber weiter“ erwachsener, als es eigentlich ist.

Dann spricht das Infoblatt von einer Mischung aus MUFF POTTER und VON WEGEN LISBETH – das wiederum höre ich nicht raus. Viel mehr erinnert HI SPENCERS (Haupt-?)Sänger in puncto Stimmlage und Betonung an Henning May, ohne ihn zu imitieren. Ferner scheut die Band nicht den großen Popmoment und ist in diesen Augenblicken JUPITER JONES näher, als der Band aus Rheine. Aber nun genug des Namedroppings. Das gehört sich sowieso nicht. Hier soll es um HI SPENCER gehen!

Die jungen Osnabrücker sind eher nicht existenzial, sondern besingen eine aktuelle Situation, ein aktuelles Leben und machen dabei nicht vor Ängsten und Widersprüchen halt, denen ein junger Mensch auf dem Weg ins Erwachsenenwerden ausgesetzt ist. Da gibt eine Textzeile wie „ich habe geschworen schöner zu scheitern“, eine gewisse Portion jugendliche Arroganz preis, selbst wenn die Band dies wahrscheinlich abstreiten wird, denn „scheitern“ als solches hat in jungen Jahren (noch) etwas romantisches und bedient eine Antihaltung – ich bin anders – im Alter wird die Zeit allerdings knapp, die Feststellung gar nicht so anders zu sein hält Einzug ins Bewusstsein, und für ein „Scheitern“ ist in einem erwachsenen Leben kein Platz. Da passt der Albumtitel schon besser, nicht raus, aber weiter, so sieht es aus.

Im „Der Küchentisch“ werden übrigens die WEAKERTHANS (falsch?) zitiert und wer so was macht, kann grundsätzlich kein schlechter Musiker, also Mensch sein. (Ich meine natürlich nicht das mögliche falsche Zitat, sondern sich überhaupt bei der kanadischen Band zu bedienen ist clever.) Aber wer zur Hölle isst bitte schön Bienenstich mit Sahne (Textzeile)? Da ist doch schon Creme drin! Bei „Deponie“ sollen die Zweifel auf eben jene gebracht werden, gute Idee, wenn das so einfach wäre. Davon erzählt „Nicht raus, aber weiter“, überwiegend, dem alltäglichen Kampf, im oftmals als stumpfsinnig empfundenen Leben. Da kann nur die Liebe helfen, wenn die denn da wäre und nicht ständig nachgetrauert werden müsste, wie im Stück „Richtung Norden“.

HI SPENCER vertonen die romantischen Sorgen und Gedanken von Erstsemester, geben sich mal nachdenklich, mal melancholisch und verpacken ihre Lieder in gut gespielte, oftmals radio-, immer festivaltauglichen Rocksongs, die mit einem Hauch Punkrockspirit präsentiert werden und sich ziemlich schnell zu catchy Ohrwürmern entwickeln, ob man das nun will oder nicht.

„Nicht raus, aber weiter“ erschien bereits am 15. Februar 2019 bei Uncle M.

HB-people.de präsentiert das Konzert von HI SPENCER am 13. April im Kulturzentrum Lagerhaus.

 


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