Geglücktes Jubiläum

Fünf Jahre gibt es das „Horn To Be Wild“-Festival schon, am Wochenende wurde das mit einer erstmals zweitägigen Ausgabe im Rhododendron-Park gefeiert.

Jeremias

Bremen. 2015 hat eine Gruppe von Jugendlichen und jungen Erwachsenen aus Horn-Lehe das „Horn To Be Wild“ ins Leben gerufen. Zum fünfjährigen Jubiläum ist die Veranstaltung fest im Bremer Eventkalender etabliert. An zwei Abenden wurde letztes Wochenende mit einer Auswahl aus den besten Newcomern des Landes und lokalen Acts gefeiert. Und diesen Erfolg hat sich das Festival mit seinen ehrenamtlichen Organisatoren und rund 80 Helfern redlich verdient!

Oft sind es die kleinen Dinge, die ein besonderes Festival ausmachen, in der öffentlichen Wahrnehmung aber nicht immer im Vordergrund stehen. Das Horn To Be Wild hat es geschafft, ein familienfreundliches Event zu kreieren, bei dem neben der Musik auch ein großer Augenmerk auf Themen wie Nachhaltigkeit und fair produzierten Angeboten liegen. Es gibt vielfältige Stände – neben klassischen Burgern & Pommes auch Thai-Food, Crêpes, interaktive Möglichkeiten und ausreichend Getränkestände mit Limonade aus Hamburg und zwei Biersorten der Union Brauerei, über die es vorher ein Online-Voting gab. Neben den Besuchern fühlen sich auch die Bands hier gut aufgehoben – stehen sie gerade nicht auf der Bühne, schauen sie sich das Gelände oder andere Künstler an, machen Fotos mit den Besuchern und unterhalten sich mit ihnen.

Booking-Glücksgriff sorgt für emotionalen Abschluss

Freitag beginnen die Konzerte schon um 17:00 Uhr – vielleicht etwas zu früh, um an einem Arbeitstag viele Gäste zu den eröffnenden Bands zu locken. Dennoch sitzen einige Besucher auf dem Rasen oder den Sitzbänken, die eigens aus Paletten gebaut wurden, als Flickering Lights die ersten Songs spielen. Selbst Petrus hat ein Einsehen – es scheint die Sonne statt des befürchteten Regens. Im Anschluss spielt mit Koala eine lokale Band aus Bremen und Achim. Es ist mal romantischer, mal wilderer Pop auf Deutsch, dabei aber nie langweilig. Sie sind übrigens auch die Band, die unser Schallwellen-Festival am 20. September im Kulturzentrum Schlachthof eröffnet. Insgesamt 45 Minuten bringen die fünf Jungs ihre Fans vor der Bühne zum Tanzen.

Nach einer kurzen Umbaupause spielen mit Paul altbekannte Gesichter der lokalen Musikszene auf der Bühne des Horn To Be Wild. Die beiden Namensgeber sind Bremer und begeistern mit ihren kratzigen Gitarrenklängen, eindringlichen Drums und einer durchdringenden Stimme die Besucher. Auch wenn hier nicht so viel vor der Bühne getanzt wird, ernten die beiden reichlich Applaus.

Nach einer Dreiviertelstunde stehen alle Zeichen auf Alli Neumann. Bereits den Nachmittag über sah man ihre Band über das Gelände streunen, währen sich Alli Neumann selbst lieber im Backstage aufgehalten hat. Und dennoch ist sie eine publikumsnahe junge Frau, die sich gerne für ihre Fans Zeit nimmt. Ihre frische, natürliche Art kommt sehr gut bei den Bremer Fans an. Das Publikum verdichtet sich vor der Bühne, was folgt, ist eine Stunde ehrlicher, deutscher Power-Pop inklusive eines Cover-Songs von Veronika Fischer („He wir fahr’n mit dem Zug“). Auf und vor der Bühne wird gleichermaßen wild getanzt, Alli Neumann hat selbst total viel Spaß an ihrem Auftritt und interagiert viel mit dem Publikum. Das kommt an. Noch ist die Festival-Saison nicht vorbei und man kann sie noch auf dem ein oder anderen Open Air erhaschen.

Um 21:15 Uhr folgt dann der langersehnte Tages-Headliner Provinz. Die vier Jungs aus Ravensburg, einer Provinz in Baden-Württemberg, was gleichzeitig auch den Bandnamen erklärt, spielen eine geballte Dreiviertelstunde emotionale Singer-Songwriter Musik, mal mit Akustik-Gitarre, mal ohne. Erstaunlicherweise kann das Bremer Publikum alle Songs der EP „Reicht dir das“ mitsingen, es folgen mehrere Publikums-Chöre, die die Band sichtlich genießt. Selten war hier für eine Band so viel los wie bei Provinz, sodass man von einem echten Glücksgriff und Geheimtipp im Booking sprechen kann. Von dieser Band wird man noch sehr viel hören! Wir wollen schnell mehr davon und hoffen, dass die Band schleunigst ihr Debütalbum veröffentlicht.

Eine Bühne für aufstrebende Newcomer

Am folgenden Nachmittag spielen Havington überwiegend melancholische und verträumte Songs mit mehrstimmigem Gesang, während es sich viele Besucher auf der grünen Wiese vor der Bühne bequem machen. In Kürze erscheint eine neue EP und auf ihrer Tour im Herbst können Musikfans in ganz Deutschland das Trio erleben. Es folgt „Live in Bremen“-Gewinner Michel Ryeson mit seiner Loop-Station, gut gelaunten Ansagen und ersten Mitsing-Momenten sowie alternativer, deutschsprachiger Pop von Mele aus Osnabrück.

Super spielstark und mit großer Live-Präsenz stehen die jungen Jeremias aus Hannover auf der Bühne – definitiv die Entdeckung des zweiten Tages! Ihr Disco-Funk ist eingängig, einprägsam und macht allein vom bloßen Zuhören schon großen Spaß. Tanzbar sind die Songs obendrein, also merkt euch den Namen und die Gesichter der Newcomer – sie werden euch in den nächsten Jahren wohl noch häufiger auf Festivals begegnen.

Headliner des Tages sind Antiheld aus Stuttgart, die viele Bremer noch von ihrem spielstarken Auftritt im Lagerhaus Anfang des Jahres kennen dürften. Einige Fans von damals haben heute sicher auch den Weg in den Rhododendron-Park gefunden. Sie erleben eine gute Stunde voller Interaktionen zwischen Band und Publikum und poplastiger Power-Musik einer motivierten Gruppe. Nach der Hälfte des Sets setzt kräftiger Regen ein – während viele Besucher unter aufgebaute Pavillons flüchten, bleibt ein überraschend großer, harter Kern vor der Bühne stehen, trotzt den Witterungen und feiert ungestört weiter. Zum Abschluss nehmen Fibel aus Mannheim die Bremer mit auf eine 45-minütige Reise in ihre eigene Klangwelt aus New Wave und Einflüssen der 80er-Jahre. Ein packender, mitreißender Auftritt!

Um 22:00 Uhr endet ein gelungenes Jubiläum, sodass die Besucher gespannt und voller Vorfreude sein dürfen auf die nächsten fünf Jahre.

Schaut euch hier unsere Bildergalerie mit vielen Fotos der beiden Festivaltage an.

 


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