„Die Vibes gegenüber österreichischen Künstlern sind gut“

Wir haben Please Madame aus Salzburg anlässlich des Auftritts beim Summertime Festival zum Interview getroffen.

Please Madame beim Summertime Festival (jk)

Bremen. Ihr Debütalbum „Escape The Nest“ hat Please Madame aus Österreich über die Landesgrenzen hinaus einiges an Bekanntschaft beschert. Ihr kraftvoller Indie-Rock ist von verschiedenen Einflüssen geprägt und sehr tanzbar. Mit ihrer aktuellen EP „Back To The Start“ sind sie gerade auf den Festivalbühnen unterwegs, bevor es im Winter auf Clubtour geht. Im Interview sprechen sie über die Musikszene in ihrem Heimatland und über ihre eigene musikalische Entwicklung.

Ihr habt bereits einige Konzerte in Norddeutschland gespielt. Wie unterscheidet sich das Publikum von Shows in eurer Heimat?

Laurenz: Das norddeutsche Publikum ist aufgeschlossener. Wenn wir in der Heimat spielen, werden wir recht kritisch beäugt. Es gibt genau beobachtet, was wir machen und wie wir uns geben. Hier ist es etwas lockerer.

Dominik: Wir haben mal ein Konzert in Leer gespielt, da war sehr gemütlich und familiär, mit ganz viel Gastfreundschaft. In Großstädten wie Hamburg ist es schon wieder etwas anderes. Aber das mit den kritischen heimischen Besuchern stimmt schon – besonders in Wien, obwohl wir dort dennoch sehr gerne spielen. Da ist es hier viel lockerer und für uns etwas exotischer.

Martin: Der größte Unterschied ist aus meiner Sicht die viel größere Fankultur für Bands und Musik in Deutschland.

Euer Debütalbum „Escape The Nest“ ist jetzt zwei Jahre alt, die EP „Back To The Start“ vor einem Monat erschienen. Warum hattet ihr das Gefühl, alles auf Anfang setzen zu wollen?

Dominik: Die Idee war, vier Songs aufzunehmen und als EP zu veröffentlichen. Diese haben wir zunächst geprobt und immer wieder live gespielt. Einer der Songs heißt „Back To The Start“. Bei der Namenssuche haben wir gemerkt, dass dieser Titel die EP gut beschreibt. Wir haben uns selbst gefragt, was wir machen wollen und haben uns in die Situation zurückversetzt, wie es damals mit unserer Musik angefangen hat.

Laurenz: Die Musik soll frei von Zwängen sein, die man sich vielleicht selbst auferlegt hat. Im Debütalbum war alles sehr passend und total sauber. Wir wollten einfach schauen, dass wir aus dieser kleinen Blase wieder ausbrechen. Selbstfindung und Soundfindung sind große Themen für uns. Es soll gar nicht negativ behaftet sein, dass wir wieder zurück auf Anfang gehen. Es ist eher etwas Neues und es darf für sich alleine stehen.

Wie macht sich das in der Musik bemerkbar?

Martin: Sie ist definierter, durchdachter und erwachsener.

Dominik: Wir sind älter geworden und mit unserer Musik etwas mehr gereift. Auf der EP haben wir zu Ende gedacht, was wir wirklich machen wollen.

Haben sich eure musikalischen Einflüsse in dieser Zeit auch verändert?

Dominik: Auf jeden Fall! Wir haben in dieser Zeit viel Hip-Hop gehört. Aber natürlich bleiben die alten Klassiker auch solche. Spätestens im Proberaum kommt man immer an seine Ursprünge zurück. Wir hören laufend und viel Musik und bekommen mit, was sich in der Musikwelt verändert. Wir wollen an den Entwicklungen mitwachsen.

Martin: Es sind gar nicht so wahnsinnig viele Einflüsse seit dem Album dazugekommen. Es war nicht so, dass wir vor zwei Jahren noch gar kein Hip-Hop gehört haben. Aber wir haben gemerkt, wie wir besser damit umgehen und wie es hinterher einfach stimmig und passend ist. Es gibt einen gewissen Spirit auf der EP.

Dominik: Jeder von uns hört individuell für sich sehr viel Musik. Das bringt schon verschiedene Genres mit in den Proberaum. Wenn wir neue Bands entdecken wie zum Beispiel die Leoniden, die heute auch hier spielen, dann bekommen wir noch wieder ganz andere und neue Eindrücke, welche Herangehensweise man auch wählen kann. Wir finden deren Musik extrem geil.

Die Musikszene in Österreich hat seit dem Erfolg von Bilderbuch und Wanda einen ordentlichen Sprung, auch in der internationalen Beachtung, gemacht. Bemerkt ihr den auch?

Dominik: Ja! Man kann sich als Musiker aus Österreich wieder zeigen. Man braucht sich nicht mehr als „Schluchtenscheißer“ schämen, sondert hat wieder Charakter. Das soll nicht heißen, dass wir vorher keinen Charakter hatten, aber man darf es wieder so raustragen. Österreich ist cool, und das sagt man wieder mit etwas mehr Stolz. Zur Zeit ist das leicht, denn die Vibes gegenüber österreichischen Künstlern sind gut.

Laurenz: Bilderbuch und Wanda leben stark von dem österreichischem Schmäh, dadurch dass sie deutsch oder eher österreichisch singen. Wir dagegen haben ja englische Songtexte. Deshalb würde ich nicht sagen, dass wir viel davon profitieren. Wir haben diesen Startvorteil nicht. Eher merken wie es in Reviews oder Interviews, wenn wir neben Bilderbuch und Wanda genannt werden. Aber gehören wir direkt daneben? Ich glaube nicht!

In Österreich seid ihr schon etwas bekannter als hier. Wie schwierig ist es, sich auch über die Landesgrenzen hinaus einen Namen zu machen?

Martin: Wir können das gar nicht so wirklich beurteilen, weil wir da echt Glück gehabt haben. Nach einem Auftritt bei Circus HalliGalli kannten uns plötzlich viel mehr Menschen als vorher. Auf einer Tour, die wir fast eineinhalb Jahre später gespielt haben, lernten uns die meisten der Besucher durch diese Sendung kennen. Das war eine super Voraussetzung.

Dominik: In Österreich haben wir gerade unsere EP-Releaseshow in unserer Heimatstadt Salzburg gespielt. Es war so surreal, das Rockhouse, DIE Venue bei uns zu Hause, war proppenvoll. Es waren für mich zwei Stunden Euphorie und mehrere Gänsehautmomente. Das ist schon ein anderes Level. Ich war auch sehr positiv überrascht als wir das erste Mal in Berlin gespielt haben. Da waren plötzlich weit über 100 Leute. Es ist sehr schwer, über Österreich hinaus bekannt zu werden und da haben wir ziemlich viel Glück gehabt.

Wie blickt ihr als Österreicher auf die junge deutsche Musikszene?

Dominik: Sie ist saucool! Im letzten Jahr haben wir einige junge, deutsche Bands für uns entdeckt, Kytes und Leoniden sind die Vorreiter. Kytes haben wir uns vor einem Jahr in Wien zusammen angeschaut und danach noch ein zweites Mal. Deutschland ist einfach eine Talentschmiede, denn in jedem Bundesland und in jedem Ort gibt es Bandcontests und Auftrittsmöglichkeiten. Es gibt extrem viele coole Bands, die es immer wieder schaffen, zumindest einen kleinen Sprung in die Welt zu wagen.

Laurenz: Genauso ist es bei den Festivals. Die großen kennt man, aber es gibt so viele kleine und mittelgroße Festivals, die von der Organisation und der Gastfreundlichkeit wahnsinnig gut sind. Wenn die Infrastruktur so perfekt  ist, kann eine Szene viel leichter leben.

Martin: Es gibt Vorteile und Nachteile. Auf der anderen Seite ist es in Deutschland viel schwieriger, auf sich aufmerksam zu machen, da es einfach so viele talentierte Bands gibt. In Österreich ist man in einem kleinen Nest und zumindest innerhalb des Landes geht alles etwas schneller.

Dominik: So viel schwerer es ist, eine Band in Deutschland zu sein, so viel cooler ist es auch! Im Endeffekt muss aber jede Band, die bekannt werden will, sehr hart und geduldig arbeiten, das ist überall gleich.

Was sind eure weiteren Pläne für dieses Jahr?

Laurenz: Wir spielen im Sommer auf einigen Festivals und schreiben natürlich neue Songs. Bei uns wird sich einiges verändern. Es wird viel passieren im nächsten halben Jahr. Im Dezember geht es wieder auf Tour und vielleicht kommt sogar schon 2018 das neue Album.

Im Dezember kommt ihr wieder in den Norden nach Hamburg und Hannover. Wann verschlägt es euch denn mal nach Bremen?

Dominik: Bei der Tour werden sicher noch ein oder zwei Städte dazukommen. Es ist aber immer so: Egal, in welcher Größe man tourt, man kann es nie allen recht machen. Wenn man dann den Tourplan postet, wird es immer Kommentare geben, warum man denn nicht mal in eine bestimmte Ecke oder Stadt kommt. Aber das ist total nett, da überall Menschen sitzen, die gerne hätten, dass man mal vorbeikommt. Das ist für uns extrem cool!

 


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