Die Hits des Jahres von Claas

Bremen. Ein komisches Jahr war das, musikalisch gesehen. Viele gleichwertige Platten kamen raus, aber wohl insgesamt zu wenige, um eine ordinäre Top 10 zu erstellen. Hier also (nur) ein paar Highlights:

FOLK:
Conor Oberst – Ruminations, an zwei Tagen im Februar aufgenommen, nur Stimme, Gitarre oder Klavier und Mundharmonika. Das Album, das jeder schon mal von ihm erwartete und immer wieder verweigert wurde. Dreckig, direkt, intensiv. Vielleicht wirklich der Dylan unserer Generation.

Jack White – Acoustic Recordings, eine Zusammenstellung aus allen Schaffensphasen des umtriebigen Musikers. Wenn ich Oberst als den Dylan dieser Generation beschreibe, dann ist Jack White wohl so was, wie der Keith Richards, nur ohne Drogen. Blues, Country, Folk, Indie-Rock, alles findet sich auf diesem Album, in reduzierter Form wieder.

INDIE:
Das Jahr stand unter dem Stern der großen Comebacks. Sowohl (und besonders) Nada Surf, als auch Weezer, haben jeweils die vielleicht besten Alben ihrer, doch schon recht lange andauernden Karriere, veröffentlicht. Zwei Alben voller Indie-Pop-Perlen, die immer funktionieren, catchy, melodiös, laut, alles in der richtigen Dosierung.

PUNK:
Gleich in der ersten Woche des Jahres gab es das neue Turbostaat Album, welches vielleicht zum wichtigsten Statement in Deutschland des Jahres gehört. Trotzdem ist das Album etwas untergegangen und soll deshalb an dieser Stelle noch mal gewürdigt werden.
Noch besser war allerdings die neue Düsenjäger LP – Treibsand! Eine wahnsinnige Mischung zwischen Hüsker Dü und EA80, kein Song klingt wie der andere und das ist im Punkrock schon eine Leistung.
Ansonsten bewies Punkrock wieder mal, dass es ein doch ziemlich ausgelutschtes Genre, ohne größere Überraschungen, ist.

(HEARTLAND-)ROCK
Eigentlich gibt es nur ein Album, das hier genannt werden muss. Arliss Nancys – Great Divides. Alleine der letzte Song auf dem Album – „Momentum“ rechtfertig den Kauf. Soviel Springsteen in einem Lied, schafft selbst Bruce nicht mehr zu packen. Und der Rest des Albums, ist nicht minder schlecht. Ein echter Hit.
Na gut, Brian Fallon hat auch ein Album mit recht guten Songs rausgebracht. Das wollen wir nicht verschweigen. Aber ich habe das Gefühl, dass das noch besser gegangen wäre. Deshalb an dieser Stelle leichte Abstriche.

SINGLE/SONGS:
Der Single Club von Gunner Rec verspricht immer tolle Überraschungen. Dieses Jahr war die Splitsingle von Modern Saints und Dan Webb and the spiders ein echtes Highlight. Vier Lieder zwischen Pop/Power Punk und feinsten 90er Jahre Emo ala Get Up Kids.
Auch der Vorbote von im April erscheinenden Tim Vantol Album, Burning Desire ist eine tolle Single, mit zwei Heartlandrock Songs, die so positiv klingen, wie das Jahr 2016 vielleicht gar nicht war.

KONZERTE:
Kommt man an Springsteen wirklich vorbei, wenn es um Konzerte geht? Nein! Also The River Tour in Berlin. Und nicht nur wegen Backstreets! Trotzdem fehlte der River Tour das große Überthema, der Zusammenhang, das Spirituelle. Doch Springsteen wäre nicht Springsteen, wenn er nicht auch mit einem Best-Off Set begeistern könnte.
Frank Turner spielte ein kurz entschlossen Set im Molotov, mit einer besonderen Setlist. Kaum Hits, viele Albumtracks, aus der gesamten Schaffensphase und zwei neue Lieder. Als Support war noch Tim Vantol dabei und John Allen am Merchstand, rundum gelungen.
Und am heißesten Tag des Jahres, spielten Mudhoney im Lagerhaus ein außergewöhnliches Konzert. Das hat richtig Spaß gemacht.

VINYLHYPE:
Im November wurde in Großbritannien zum ersten Mal ein höherer Umsatz mit Vinyl als mit digitalen Downloads erzielt. Das ist auch kein Wunder, bei den Preisen, die die Plattenfirmen mittlerweile abrufen. Nicht selten wird für eine einfache Vinylplatte (also keine Doppel LP) über 20 EUR verlangt. Dagegen müssten erst mal 20 Downloads stehen, manchmal sogar mehr. Der Markt wird durch unsinnige und völlig überflüssige (Wieder-)Veröffentlichungen (Mal im Ernst, wer braucht schon Phil Colins In the Air tonige auf 7“ für über 10 EUR oder das Helene Fischer Weihnachtsalbum auf DoLp?) kaputt gemacht. Spontankäufe, wie früher einmal („Hey, klingt interessant, nehme ich mal mit“) finden bei diesen Preisen nicht mehr statt. Machen wir uns nichts vor, mittelfristig werden LPs um die 30 EUR kosten und das ist eine Schwelle, bei der zumindest ich persönlich, überlegen werde, ob ich das so weitermachen möchte oder doch zu Spotify wechseln sollte. Schönen Dank auch Universal und Konsorten.

In diesem Sinne: Frohes Neujahr!

 

 


Mehr Beiträge aus" Musik" zur Startseite

Die Hits des Jahres von Claas teilen auf: