ARTERIALS – THE SPACES IN BETWEEN, Gunner Records 2020

Am 24. April veröffentlichen die Hamburger von Arterials ihr neues Album via Gunner Records. Grund genug schon mal reinzuhören.

Gunner Rec

Es kommt heutzutage nicht häufig vor, dass mich ein Punkalbum von der ersten Sekunde an packt. Erst recht nicht, wenn das Vorgängeralbum „Constructive Summer“ noch immer regelmäßig den Weg in meine Kopfhörer findet. Für meinen Geschmack hielten die vorab durchgesickerten Informationen zum Album allerdings nicht viel bereit – härter sollte es vor allem zur Sache gehen. Dabei mochte ich auf dem ARTERIALS Debüt gerade die eher ruhigeren, melodiöseren Songs lieber als die Hardcorebrecher. Ich muss gestehen, für meine Ohren hört sich „The Spaces in Between“ nicht unbedingt härter an, sondern eher noch melodiöser, besser produziert, der Sound voller, wie es eben bei einer Band ist, die sich beim zweiten Album und unzähligen Konzerten eingespielt hat.

Im Grunde stellt „The Spaces in Between“, das muss hier gesagt werden, meine kleine Welt etwas auf dem Kopf. Denn eigentlich stand schon im Januar fest, wer das Punkalbum des Jahres rausgebracht hat. Ich rede hier von niemand Geringeren als TURBOSTAAT! Und nun kommen ein Vierteljahr später vier Hamburger namens ARTERIALS um die Ecke, ganz klar der Herausforderer, und spielen so frisch und lustvoll drauf los, wie es sonst nur 20-jährige aus England können, und führen meine Fähigkeiten auch nur ein paar Sekunden in die Zukunft zu schauen ad absurdum.

„The Spaces in Between“ behält die bereits zahlreich vorhandenen starken Seiten des Vorgängeralbums bei, baut diesen Teil sogar noch aus und schafft es darüber hinaus die wenigen Schwachstellen von „Constructive Summer“ komplett außen vorzulassen. Zwar sucht sich „The Spaces in Between“ (wie der Name schon andeutet) seinen Platz zwischen allen Genrestühlen, weder Hard- noch Emocore, kein Melody- oder Skatepunk und erst Recht kein Indie-Punk. Und dann irgendwie doch alles in allem, auf einer sehr synergetischen Art, als wenn es die feinen Nuancen der Genres nie gegeben hätte, sondern immer nur ARTERIALSCORE!

Die Produktion und der Sound des Albums sind kräftig, voll und laut. Kleine Details, Brüche und Spielerein sorgen dafür, dass zu keiner Sekunde so was wie Langeweile oder „das Riff habe ich schon mal gehört“ Momente aufkommen. Flo Zandts Gesang ist heißer und rau, aber nicht auf eine „PunksängermachtnunFolk“ Art, sondern eher gepresst, wie eine Stimme nach stundenlangen Brüllen (im Stadion oder auf einem Konzert) manchmal klingt. Zandt zeichnet sich auch für die Texte verantwortlich, die einerseits expliziter auf THE SPACES IN BETWEEN sind, andererseits aber auch sehr differenziert und ausgewogen, da wird sinnloser Konsum kritisiert, mit dem Wissen, dass ein Leben ohne Geld oder eben Konsum nicht funktionieren wird/kann. Oder eigene Fehler werden erkannt und benannt. Die Reflexion ist es, die zählt und nicht das über eigene Fehler hinwegsehen. Und natürlich werden die offiziellen und viel zu häufig, öffentlichen Reaktionen auf Flucht und Vertreibung thematisiert. Aber auch das eigene Band- und Tourleben wird betrachtet.

Aber auch die Gitarrenarbeit von Jens möchte ich an dieser Stelle noch herausheben, klingt der Sound über weite Strecken des Albums doch, als ob ein weiterer Gitarrist sich während der Aufnahmen hinzugesellt hat.

The Spaces in Between könnte das Punkalbum des Jahres werden (oder schon sein). Ganz sicher sollten aufgeschlossene Interessierte hier einmal reinhören und sich überzeugen lassen.

Release Party auf dem Booze Cruise Festival vom 12-14 Juni 2020 in Hamburg (zusammen mit Hot Water Music, Frankie Stubbs, Lagwagon, Little Teeth u.a.)

 


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