Arliss Nancy – Wild American Runners

Ein Gunner Records Album für Arbeitstiere. Für Typen mit Herzschmerz. Arliss Nancy - Wild American Runners

Morgens auf dem Weg zur Arbeit funktioniert dieses Album am besten. Wenn der harte Arbeitstag noch vor einem liegt. Wenn die Dunkelheit gerade der Sonne weicht. Wenn die Stimmung noch auf dem Tiefpunkt ist. Die Probleme im Nacken drücken. Egal ob beim 50-jährigen leitenden Angestellten, beim übernächtigten Berufseinsteiger oder frustrierten Dienstleister. Arliss Nancy bringen mit „Wild American Runners“ nur ein Jahr nach „Simple Machines“ ein neues Album  raus. Für Menschen, die auf dem Weg sind. Für Arbeitstiere. Für Typen mit Herzschmerz.

Grandios startet „Wild American Runners“ mit „Benjamin“. Die Stimme von Sänger Cory Call ist sofort präsent: Rau, weich aber versoffen. Genau so viel Punk wie nötig, genau so zart, dass es auch in seichtere Ohren geht. Es geht um das hoffnungslose Verliebtsein. Hit-Potenzial! Das folgende „Troubadour“ – funktioniert nicht beim ersten Hören. Funktioniert auch nicht gleich mit den ersten Riffen. Aber spätestens wenn Cory Call sein Stimmvolumen heraus presst, es wirken lässt, entwickelt der Song seine Wirkung. Deutlich: Es sind traurige, schmerzende Songzeilen.

„Nathaniel“ reißt durch den Refrain „I lost my way“ mit. Erinnerungen an den Bruce Springsteen-80er Jahr lassen sich nicht weg diskutieren. Zwischen Ballade und verrocktem Hilferuf kommt der Song gemütlich und ruhig daher.

Es folgen „Nothing to Show“ und „Both got old“. Wiederum kraftvolle Songs, die traurige Geschichten erzählen. Der Whiskey brennt noch. Zigaretten werden geraucht. Eindringlich und markant. Doch in beiden blitzt dieser Funke durch. Dieser kleine Funken Hoffnung. „Yeah, we’ll both get old, but not tonight.“

Auch beim zehnten Durchlauf des Albums prägen „Hold it Together“ und „Directions Never Hold“. Hier trifft es die Hypothese aus dem Presstext: „Wenn sich Rod Stewart ein amerikanisches Punkrock-Herz implantieren, Bruce Springsteen in kleinen schwitzigen Venue performen würde und The Hold Steady kurz vor der Veröffentlichung von „Boys And Girls In America“ stünden, dann wäre es das perfekte Klima für ein Album wie „Wild American Runners“.“

Es folgen „Coals“, „Blood Letter“ und „Wild American Runners“. Die Themen bleiben gleich. Das Songwriting ist auf hohem Niveau. Zwischen Punk-Ballade und verrauchtem Pop-Brettern scheppert es, schrabbeln die Songs und schmerzt es zwischen den Zeilen. Die Sorgen des Alltags, die Anstrengungen des Lebens sind verflochten in angenehme Klängen. Der Frust der raus muss, die zu bewältigende Trauer, immer gepaart mit der Aussicht auf Lichtblicke.

Für die letzten Stücke „The GB Shuffle“ und „Vonnegut“ verzichten Arliss Nancy auf Strom. Akustisch funktioniert aber mindestens genauso gut. Mit den Worten „Everything was beautiful and nothing hurt“ schließt das Album. Stimmungsvolle Arrangements die an The Gaslight Anthem, und The Hold Steady erinnern. Zwischen Rock’n’Roll und Punk versehen mit Folk pendelt sich das Album ein. Für ausgebrannte Seelen, die noch Hoffnung haben.

Songliste


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