Harbor Inn Session Club Edition mit drei Bremer Bands

Die ersten „öffentlichen“ Harbor Inn Sessions im Bremer Meisenfrei Blues Club mit Monolith, Judas Hengst & Flamingo Alligators.

Bremen. Religion und Punkrock bzw. DIY passen Gemeinheim nicht zusammen. Und doch spielt Religion bei der bald stattfindenden HARBOR INN SESSION im Meisenfrei Blues Club (der Zusatz B.C. ist wichtig, sonst bekommen wir wieder böse Mails ins Postfach, weil wir zu doof sind, den Unterschied zwischen Meisenfrei und Blues Club zu beschreiben) eine komische Rolle. Als im Jahr 2011 wegen des bevorstehenden Kirchentages alle Bands im alte Postamt ihre Proberäume aufgeben mussten (woran man erkennt, welche Präferenzen in dieser Stadt herrschen), entstand, mangels geeigneter Alternativen, die Idee etwas eigenes zu wagen. Treibende Kraft dahinter war Timo Hollmann, zusammen mit befreundeten Musikern wurde beschlossen eine eigene Halle zu mieten. Sehr schnell gesellten sich weitere Musiker und Bands zu der ursprünglichen Gruppe. Bands lösten sich in der Zwischenzeit auf, gründeten neue Musikgruppen, blieben aber zusammen in besagter Halle. Zuletzt stieß die Band JUDAS HENGST hinzu, deren Album Hollmann schließlich produzierte und half zu bewerben.

Schnell kam unter den Musikern die Idee auf, nicht nur Proberäume zu teilen, sondern etwas Größeres entstehen zu lassen. Zunächst sollten Live Session roh und direkt aufgenommen und unbearbeitet ins Internet gestellt werden. Daraus entstanden neue Freundschaften und Netzwerke, die diese Kunst überhaupt erst ermöglichen. Kameraleute, Cutter, aber auch Journalisten und Techniker gehören dazu. Dass das Ganze ohne Förderung und staatliche Unterstützung funktioniert, ist nicht nur zu bewundern, sondern ungemein zu begrüßen, denn wahre Kunst kann nur aus einer Notwendigkeit entstehen und nicht aus des reinen Wunsches Kunst zu produzieren. Nur mit einer Dringlichkeit versehen kann Kunst echt, direkt und unverfälscht sein.

Die Idee der Sessions entwickelte sich selbstständig weiter und wurde bald zu einem renommierten Ereignis mit Publikumsbeteiligung. Nun folgt der nächste Schritt, hin zu einer größeren Öffentlichkeit, drei Bands treten am 19. Dezember im Meisenfrei Blues Club auf.

MONOLITH sind aus MONOPILOT hervorgegangen und gehören zu der ursprünglichen Gruppe um Hollemann. Über JUDAS HENGST befand HB-PEOPLE Schreiber Marco „Es ist die Gewalt der Bilder, mit denen JUDAS HENGST arbeiten, textlich, wie musikalisch – Death Tapes ist ein cineastisches Meisterwerk.“ Und der Autor dieser Ankündigung attestierte „Vertigo“ der E.P. von  FLAMINGO ALLIGATORS: „… der durchaus sauberen Produktion steht ein einerseits trockener, aber doch gefühlvoller Klang gegenüber, garniert mit einer Prise Glam. Vertigo bildet damit eine Symbiose aus wütendem, fast staubigen Alternativrock und dem Gitarrenpop von skandinavischen Bands. Das schließt sich in diesem Fall nicht aus, sondern ergänzt sich geradezu perfekt, ja sogar natürlich und schwebt mit einer Leichtigkeit daher, die niemand dem harten Sound zugetraut hätte. Es ist laut, es ist hart, es ist melodiös und vor allem ist es schlichtweg sau gut.“

Es passiert etwas in Bremen, dank des Herzblutes von einzelnen Menschen. Vielleicht ist das für Hamburg und Berlin schon ganz normal (und akzeptiert). In Bremen ist das ja leider immer alles etwas schwerer, lieber wird entweder neidisch in die Ferne geschaut oder etwas Vorhandenes versucht zu kopieren, als das Gute vor der eigenen Tür zu sehen. Hier ist nun die Chance an etwas Eigenem teilzuhaben. 19. Dezember 2019 – Meisenfrei Blues Club.


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