Einzimmervilla im Tower Musikclub

Am 16. November 2018 kommt Rapper BRKN in den Tower, im April tritt er bereits als Support von Prinz Pi im Aladin auf.

BRKN (c) Ferhat Topal Photography

Bremen. Mit seinem Debüt »Kauft meine Liebe« legte BRKN im letzten Jahr eine multiinstrumentale Großtat zwischen Soul, Rap, R’n’B und Pop vor, die klang, als hätte Alligatoah ein Kind mit D’Angelo gezeugt und es in einer verrauchten Jazz-Spelunke großgezogen. Augenzwinkernd inszenierte der 26-jährige Berliner sich als sympathischer aber mittelloser Lebemann: Talentiert aber pleite, Hip Hop aber Soul. Ein Kreuzberger mit Studium aber ohne Liebe für den 9-to-5, der jeden Tag im Studio hängt, um dort das machen, was er am Besten kann: Musik.

Und das kommt nicht von ungefähr. Andac Berkan Akbiyik wird 1991 in Berlin-Kreuzberg als Sohn eines Drogentherapeuten und einer Diplompädagogin geboren. Die musikalische Früherziehung wird in seinem türkisch-armenisch-kurdischen Haushalt großgeschrieben. Er lernt Klavier und später Saxophon und fängt mit 12 Jahren zu rappen an. Kurz darauf überspringt er eine Klasse, lernt am Gymnasium Latein und Griechisch und zu Hause als Autodidakt das Gitarre spielen.

Mit dem Album spielt BRKN im Vorprogramm von Alligatoah. Erst im Rahmen der »Akkordarbeit«-Akustiktour des Trailerpark-Mitglieds, anschließend auch mit einem allabendlichen Supportslot auf der »Himmelfahrtskommando«-Tour. Die Folge: Immer mehr Leute haben den Tausendsassa und seine Tracks auf dem Schirm. »Natürlich werde ich nicht ständig im Supermarkt erkannt, aber ich habe schon gemerkt, dass wir uns in der Szene einen Namen gemacht haben.«

Zu BRKNs Bekanntheit trägt auch noch ein anderer Umstand bei. Es ist seine eigene Show mit dem Namen »BRKN, Dicker!«, die er in losen Abständen in Berlin auf die Bühne des Tiyatrom bringt und via YouTube auch dem Rest der Welt zur Verfügung stellt. »BRKN, Dicker!« ist eine abendfüllende Unterhaltungsshow zwischen Late-Night-Talkformat, Konzert und Kneipengespräch. Das perfekte Format für BRKN, diesen übertalentierten Alleskönner, Alleinunterhalter ohne Allüren und Entertainer erster Güte. Wenn BRKN nicht gerade die Bühnen in Berlin oder der Bundesrepublik in Schutt und Asche legt, schreibt er wieder an neuen Stücken. »Selbst wenn ich zu Hause rumhänge und Playstation spiele, denke ich über Songs nach und mach eigentlich immer Mucke.«

Irgendwann werden aus Alltagsimpressionen, unausgegorenen Ideen und halbfertigen Skizzen erst richtige Songs und dann sogar ein Album. Eines, das den Namen »Einzimmervilla« trägt. Der Titel darf dabei gerne zweideutig verstanden werden: »Einerseits will ich natürlich irgendwann aus meinem Zimmer in eine Villa – oder zumindest in zweieinhalb Zimmer«, sagt BRKN und lacht. »Andererseits würde die Musik nicht so klingen, wenn ich schon eine richtig fette Wohnung hätte. Das eine Zimmer in dem ich alles mache, ist quasi schon so etwas wie meine Villa.«

Mit dem Fast-Titeltrack »Ein Zimmer« bringt BRKN diese sehnsüchtige Genügsamkeit perfekt auf den Punkt. Kann sein, dass er mit der Liebsten gerade nur auf 30 Quadratmetern haust, der Flur zu klein für den Fußabtreter ist und die Wände dünner als Papier sind. Und auch, wenn die Ausbildung nervt, der Job zum Kotzen ist und der Urlaub wohl flachfällt: Der Tag, an dem aus dem Schuhkarton ein Luxusloft wird, kommt – ganz sicher. Schließlich ist er ein Lebemann mit Löchern in den Taschen, der trotzdem die Laune nicht verliert. Andererseits: Immer nur »Irgendwann« sagen, hilft auch keinem. Also trotzt BRKN zu Latino-Rhythmen der ewigen „Aufschieberitis“. Und wenn er in »Atemmaske« sagt »Glaub mir, alles wird gut – aber davor wird’s übertrieben scheiße.«, dann meint er das genau so. Passend dazu wird aus den locker-leichten Funk-Licks in den Strophen eine brutale Stromgitarrenabfahrt. Wie im echten Leben. Also Ruhe bewahren, Augen zu und durch.

Aber BRKN kann mehr als nur aus seinem Künstlerleben zu erzählen. Mit der Uptempo-Nummer »Nach Hause« träumt er sich während dem Broterwerb für den Bingewatch-Marathon zu seiner besseren Hälfte auf die Couch, während er für »Eine Million« mit Doo-Woop-Chören in den selbstbewussten Rampensaumodus schaltet. »Schön« funktioniert an der Oberfläche als zuckriger Slow Jam Marke »Rosarot« – aber hinter den warmen Keys und BRKNs Gesang wartet eine gewitzte Abrechnung mit dem augenverschließenden Egoismus unserer Zeit. Und mit »Auf der Stelle« und »Glückssträhne« finden sich außerdem auch zwei ungewohnt ruhige Nummern in der Tracklist.

Aber das ist genau richtig so. Denn in BRKNs Welt gibt es keine Schranken oder Scheuklappen. Nur ein Genre? Festgelegte BPM-Zahlen? Ein einheitliches Soundbild? Nur bestimmte Themen? Fehlanzeige. »Meine Musik? Einfach guter Geschmack«, sagt BRKN und lacht. Die Schublade für seinen Style müsste vermutlich erst noch gebaut werden. Aber anstatt sich über derartige Akustikarchitektur den Kopf zu zerbrechen, macht BRKN einfach worauf er Bock hat. Egal, ob das jetzt Soul, Hip Hop oder Soul mit Hip Hop-Einflüssen ist. Wichtig ist nur, dass es geil klingt. Auf Platte und live.

Davon überzeugen könnt ihr euch zum einem bereits am 13. April, wenn er als Support von Prinz Pi im Aladin auftritt und dann nochmal als komplette Solo-Show am 16. November im Tower Musikclub.

Tickets für beide Konzerte bekommt ihr unter: https://www.manni-ticket.de/produkte


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