200 Ausgaben TRUST Fanzine werden gefeiert!

Seit 200 Ausgaben, also von Beginn an, betreut Dolf das Fanzine Trust. Im Februar findet zur Veröffentlichung der Jubiläumsausgabe ein Festival mit Joseph Boys, Postford und Lügen im Schlachthof statt. Die Zeit war reif für ein Interview

Hallo Dolf, vielen Dank für das Gespräch, lass uns einfach anfangen. 200 Ausgabe. – Gibt es eine Lieblingsausgabe? Ich fand z.B. die letzte, #199 ziemlich gelungen.

Ja, das stimmt, die war gut – aber nein, für mich gibt es keine Lieblingsausgabe, jedes Heft ist mein Liebling, es gibt mal gute, mal sehr gute Ausgaben, manchmal ist für mich auch einfach nur ein Text genial, oder ein Cover ist super.

Kannst du dich noch an die Feierlichkeiten zur Nr. 100 erinnern? Was habt ihr gemacht?

War im Jahr 2003, kann mich erinnern, lief nämlich nicht so geil wie gewünscht, also es war ein super Abend im Schlachthof, aber hätte ein paar mehr Besucher vertragen. An den Bands kann es nicht wirklich gelegen haben wir hatten damals, Hot Water Music, Youth Brigade, Lonely Kings und Craving am Start. Ansonsten haben wir da gemacht, was wir bei Trust-Festen immer machen, gute Musik gehört und gefeiert.

Was hat sich im Laufe der Zeit im Heft verändert? Was war früher besser, was heute?

Sehr viel hat sich geändert, das würde hier den Rahmen sprengen. Allein durch die Digitalisierung und das Internet gab es riesengroße Veränderungen. Von besser oder schlechter kann man nicht wirklich sprechen, weil es nicht vergleichbar ist, es war einfach anders als heute und ist heute anders als damals. Ein Aspekt war sicher das noch viel, viel mehr Handarbeit (Layout, Versand, etc.) und viel, viel weniger Computerarbeit zu tun war.

Sag doch was über die Bands, die auftreten, warum gerade die, was findest du an denen gut?

Joseph Boys kommen aus Düsseldorf und sind eine der interessantesten Bands aus der Riege der vielen „Erwachsenendeutschpunkbands“ der Republik, die sich aber nicht anhören wie der 10. Aufguss irgendeiner Kling-nach-Rachut-Band, sondern eigenständig nur nach vorne drängen und dabei geile Texte haben. Postford sind BremerInnen, das ist eine Band die mich vor ein paar Monaten bei einem zufälligen Live-Konzert einfach mal wieder voll mitgenommen hat – das passiert ja nicht mehr so häufig. Und Lügen, aus Dortmund,  haben noch nie in Bremen gespielt, machen geilen Punk und die Sängerin schreibt auch beim Trust, also haben wir die auch eingeladen.

Kannst du überhaupt noch Musik hören? Und wenn nicht, vermisst du da was? Fan sein kann ja auch schön sein!

Ja, ich kann noch Musik hören, mache ich auch noch, aber nicht mehr so viel wie früher und „privat“ ist es auch nicht mehr geworden. Man darf nicht verschweigen das man nach über drei Jahrzehnten intensivem Musikhörens den Kanal ziemlich voll hat, bzw. nur noch für sehr, sehr wenig Musik wirklich schön empfindet. Das liegt aber in der Natur der Sache. Fan sein ist in jedem Fall noch toll, es wird nur weniger.

Wie geht es weiter? Nochmal 100 Ausgaben?

Es geht weiter wir immer, wir sind ganz gut aufgestellt, ich hab immer noch Bock das ganze zu machen – wie lange es geht, kann keiner wissen. Sollte ich die Lust verlieren oder die SchreiberInnen bzw. LeserInnen ausbleiben, dann kann es eben nicht mehr weitergehen. Das ist aber grade aktuell nicht in Sicht. Wenn wir nochmal 100 Ausgaben machen, dann sind wir mit der Ausgabe 300 im Jahr 2036 angelangt, da wäre ich dann 70… schauen wir mal, dann sehen wir schon….

Hat Musikjournalismus und die Fanzinekultur überhaupt noch eine Zukunft? (Stichwort: Internet)

Auf jeden Fall hat die Fanzinekultur eine Zukunft! Es kann nicht sein das Menschen nur noch via Bildschirm leben und lesen, sie brauchen auch einen Anfang und ein Ende (wie es eben ein Heft hat) und müssen auch mal was anderes sehen als nur durch das Display. Mal was anderes in der Hand halten, das nicht elektronisch ist. Musikjournalismus hat natürlich das gleiche Problem wie der normale Journalismus, es geht nicht mehr um Qualität oder Attitüde, sondern nur noch um Geschwindigkeit – ein zweimonatliches Heft hilft hier immens beim entschleunigen.

Wie lange kann sich das Trust noch seine Antihaltung erlauben?

Wir haben keine Antihaltung, wir haben eine Prohaltung, wir sind für ein gutes Leben für alle, für nicht gekoppelten Musikjournalismus (Redaktion und Anzeigen sind im Trust getrennt (und müssen das auch sein), in der Praxis der meisten anderen Hefte gibt es eine große Grauzone, mehr hier: https://trust-zine.de/deutscher-presserat-interview-2010/), für gute Musik, für Aufklärung, Bildung, Leidenschaft….

Letzte Worte Grüße Wünsche?

Ich wünsche mir das es – irgendwann in ferner Zukunft – mal ein gutes Ende für das Trust gibt. Also so wie man sich das für sich selbst wünscht, keinen frühzeitigen Unfalltod oder jahrelanges Siechtum, sondern eben, ein gutes Ende. Außerdem wünsche ich mir das wir in der Zukunft im Internet und auch sonst nicht untergehen.

Aktuell wünsche ich mir ein paar mehr Abonnenten, unterstützt das Trust, hier gehts lang:

ABO

Gegrüßt seien alle und besonders die MitarbeiterInnen und LeserInnen!

 

Der 8. Februar 2020 sollte fest im Kalender notiert werden. Wie Dolf schon beschrieben hat, handelt es sich bei den drei Bands des kleinen Trust Festivals um ein rundes Programm, welches nebenbei das weite Spektrum dieses Genres abdeckt. Eine gute Portion Protest kann sicherlich allen Gruppen unterstellt werden, ist in diesen Zeiten womöglich so wichtig wie lange nicht, wie eben auch Publikationen wie das Trust. Zeit zum feiern.


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