So unperfekt

Im Lagerhaus hat Maeckes ein unterhaltsames Konzert gespielt, bei dem der Fokus nicht alleine auf der Musik lag.

Foto: Philipp Nöhr

Bremen. Seine aktuelle Tour hat Rapper Maeckes unter das Motto „Die Stunde zwischen Tilt und Gitarre“ gestellt. Der gebürtige Stuttgarter, der auch als Teil der Orsons bekannt ist, hat in den letzten Jahren neben den Rap-Shows viele eigene Gitarren-Konzerte gespielt, die teilweise sogar bestuhlt waren. Bei den aktuellen Shows gibt es mehr Hip-Hop und vor allem viel Humor durch einen Sprecher aus dem Off, mal geplante und mal spontane Unterbrechungen.

Textlich sind die eigenen Songs von Maeckes eher düster als bunt. Im Lagerhaus versteckt er diese negativen Gedanken und Gefühle nicht, spielt eingangs gleich drei nachdenkliche Songs hintereinander, mit Illusionen auf der Videowand, Remix-Elementen bei „Loser“ und einer aufgezeichneten „Live-Schaltung“ in den Backstage dazwischen. Obwohl er zu den besseren Textern in der deutschen Musiklandschaft gehört, nimmt sich der Stuttgarter selbst nicht so ernst. Der Running-Gag mit „Weltkonzern BCG“ als Sponsor der Tour wird immer wieder durch eingespielte Werbung aufrechterhalten, ein Sample des Orsons-Songs „Ventilator“ durch Penny-Reklame jäh unterbrochen – kann passieren beim Spotify-Free-Account.

Während Maeckes zwischendurch immer wieder zur Gitarre greift, wirkt das Konzert eher wie gute Unterhaltung als wie einer Aneinanderreihung seiner verschiedenen Songs. Wer dies vorher weiß, wird auch nicht enttäuscht. Zu „Ich tanze nicht“ werden nacheinander die Besucher Linus, Carlotta und Marcel auf die Bühne geholt, verbunden mit der Aufforderung, sich möglichst wenig zu bewegen. Beim gefühlvollen „Marie-Byrd-Land“ wird die Stimme von Feature-Gast Tristan Brusch eingespielt, was dem Song seinen originalen Charakter verleiht.

Für die erste Zugabe „Partykirche“ werden Oblaten ins Publikum gereicht, im Priester-Kostüm anschließend das Zuschauermeer geteilt, auf den Armen der Besucher gleitet Maeckes durch den Raum. Nach all dem Spaß, der stets vorhandenen Ironie und dem satirischen Unterton in vielen Momenten, wird für den letzten Song noch einmal der Gitarrenhocker aufgebaut. Es gibt den Orsons-Song „Unperfekt“ in ganz ruhiger Version mit Akustik-Gitarre. Fast jeder kennt den Text, in einer Schleife wird zum Ende der Refrain noch minutenlang leise und gefühlvoll gesungen. Feuerzeugatmosphäre. Gänsehaut. Ende.

Fotos von Philipp Nöhr

 


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